Rezension

Der andere Grisham

Home Run - John Grisham

Home Run
von John Grisham

~~Der Autor ist bekennender Baseball-Fan, hat selbst auf den unterschiedlichsten Positionen gespielt, die Mannschaft seines Sohnes trainiert, fördert junge Talente und hat deshalb sechs Spielfelder auf seinem Privatbesitz in Virginia errichten lassen. Fast schon ein Wunder, dass er erst jetzt einen Roman geschrieben hat, der sich um dieses Spiel dreht.

 Die Story ist eigentlich schnell erzählt: Der junge Joe Castle spielt bei einem unterklassigen Verein, ist aber ein Ausnahmetalent und fällt einem Scout auf, der ihn zu den Chicago Cubs, einem Major League Baseball Team holt. Nacheinander bricht er alle Rekorde und avanciert zum Publikumsliebling. Dem gegenüber steht Warren Tracey, der Pitcher der New York Mets, ein übler Zeitgenosse, mit allen negativen Eigenschaften behaftet, die man sich nur vorstellen kann. Er betrügt seine Frau, ist aggressiv und gewalttätig gegen Frau und Kind. Er gönnt dem jungen Nachwuchsspieler seine Erfolge nicht, und als die beiden Clubs bei einem Ligaspiel aufeinandertreffen, platziert Tracey einen Wurf so, dass dieser Joe Castle mit voller Wucht am Kopf trifft und ihn lebensgefährlich verletzt. Das ist dessen Karriereende, denn er überlebt zwar, ist aber seither teilweise gelähmt. Drei Jahrzehnte späterliegt Warren Tracey im Sterben und sein Sohn Paul begibt sich auf die Reise zu Joe Castle.

 Grisham erzählt, verpackt in diesen wunderbaren Baseball-Roman, eine Geschichte von Schuld und Vergebung, aber auch die Geschichte eines Sohnes, dessen schwieriges Verhältnis zu seinem Vater durch ein Ereignis geprägt ist, das dreißig Jahre zurück liegt. Und Paul weiß, dass er nur dann Frieden und Aussöhnung finden kann, wenn Joe Castle seinem Vater die schwere Schuld vergibt.

 Als American-Football-Fan bin ich durchaus mit einem komplizierten Regelwerk vertraut, aber Baseball-Regeln hatte ich bisher nur in den Grundzügen parat. Deshalb war mir das Nachwort des Autors eine große Hilfe, in dem er auf fünfundzwanzig Seiten die verschiedenen Spielerpositionen, die Wurftechniken und die Taktik dieses faszinierenden, uramerikanischen Spiels umfassend erläutert.

 Allerdings würde ich Lesern, die mit diesem Sport nicht vertraut sind, empfehlen, das Nachwort bereits zu Beginn zu lesen, denn dann erklärt sich doch Vieles, was im Laufe der Geschichte erwähnt wird und von Bedeutung ist - und man begreift das Einzigartige dieser Sportart.