Rezension

Der Arzt, dem die Ostfriesen vertrauen...

Totenstille im Watt - Klaus-Peter Wolf

Totenstille im Watt
von Klaus-Peter Wolf

Bewertet mit 4 Sternen

Dr. Bernhard Sommerfeldt ist der Arzt dem die Ostfriesländer vertrauen.

 

Immerhin, der gute Doktor hat immer ein offenes Ohr, hilft seinen Patienten bei allem Problemen egal was notwendig ist und ist außerdem charmant, belesen und gebildet.

 

Er schreckt auch nicht davor zurück selber einmal anzupacken, ob es jetzt bei einem Hausbesuch bei kranken ist, oder wenn er den gewalttätigen Ehemann einer Patientin in seine Schranken weist.

 

Doch so recht vertrauenswürdig ist Doktor Sommerfeldt nicht, heißt er doch tatsächlich Johannes Theissen, hat sein Medizinstudium abgebrochen und sich, aus seinem alten Leben flüchten müssend, in eine neue Existenz in Norddeich aufgebaut. Er hat eine gut gehende Praxis, seine große Liebe gefunden und ein richtig idyllisches Leben.

 

Ganz nebenbei mordet er auch manches Mal, um diese Totenstille im Watt für sich zu sichern.

 

 

 

Ein Ostfriesenkrimi aus einem anderen Blickwinkel muss man hier sagen. Ann Kathrin Klaasen wird hier zur Gegenspielerin des durchaus charismatischen Protagonisten.

 

Klaus-Peter Wolf schafft es mich mit seinem Schreibstil beinahe auf die Seite des Mörders zu ziehen. Irgendwie wünscht man sich bei diesem speziellen Serientäter doch, dass er eben nicht gefasst wird.

 

Immerhin, Doktor Sommerfeldt hat für seine Morde immer einen – mehr oder weniger guten – Grund. Mit der Art in der Klaus-Peter Wolf dieses Buch schreibt hat man immer einen sehr direkten Einblick in die Psyche des Protagonisten und kann zumindest jeden seiner Gedankengänge nachvollziehen.

 

Am Anfang hat man sogar richtig Verständnis für den Mann, wenn man sich seine Lebensgeschichte so vor Augen führt, doch je tiefer man ihm in die Abgründe seiner Seele folgt, desto düsterer wird es.

 

So lösen manche Menschen bei Doktor Sommerfeldt einen „Lärm im Kopf“ aus und um diesen abzustellen geht er bis ans äußerste. Dabei ist er jedes Mal, bei jedem Mord und jedem Vergehen, davon überzeugt das richtige zu tun. Sogar bis ganz zum Schluss sieht er sich nicht so sehr als den Bösen, und vielmehr als den Helden, der nur seine Idylle verteidigt.

 

 

 

Meiner Meinung nach ein Buch, dass viel Spannung und Spaß mit sich bringt. Der eher ungewöhnliche Protagonist ist durchaus nach meinem Geschmack – ich bin aber auch Grundsätzlich ein Fan von eben nicht den typischen Heldenfiguren uns schaue sehr gerne den „bösen“ über die Schulter – und mir zumindest nicht grundsätzlich unsympathisch. Ich will nicht behaupten, dass ich auf seiner Seite war, aber er hat mir als Typ schon gefallen. Auch wenn ich wohl eher der Typ seiner Freundin Beate bin, nicht ein rabiater und - zumindest meistens - wohlüberlegter Doktor Sommerfeldt.

 

Mit zu lesen wie sich die Situation immer weiter verändert und dem guten Doktor durchaus auch entgleitet. Die paranoide und durchaus auch wahnsinnige Art des Hauptcharakters ist spannend anzusehen und seinen Gedanken zu folgen macht Spaß. Ich saß gegen Ende durchaus auch auf der Kante meines Stuhl und habe mitgefiebert – und eben nicht gehofft, dass der Mörder am Ende entlarvt wird.

 

Übrigens – wie immer – besonders schön für jeden, der Norddeich, Norden und die Umgebung auch schon einmal mit eigenen Augen erlebt hat.

 

Eine Leseempfehlung nicht nur für Fans von Klaus-Peter Wolf, sondern auch für jeden Krimifan der ein spannendes Buch zu schätzen weiß und bereit ist sich auf die etwas andere Sichtweise einzulassen!