Rezension

Der Auftakt einer Wohlfühl- und Liebesromanserie

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern -

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
von Katharina Herzog

Bewertet mit 4 Sternen

"Das kleine Bücherdorf - Winterglitzern" von Katharina Herzog ist der erste Band einer geplanten Reihe, die allesamt in einem fiktiven Bücherdorf in Schottland "Swinton-on-Sea" verortet ist (und an das reale Vorbild Wigtown im südlichen Schottland angelehnt ist) verortet sind. Ich hatte zuvor noch keine Bücher von Katharina Herzog gelesen; hoffte jedoch auf einen schönen Wohlfühlroman zur Advents- und Weihnachtszeit:

 

Genau zu dieser beginnt der Roman; der kleine Finlay und sein Vater Graham, Besitzer des "Reading Fox", trauern um Pat, Finlays Mutter und Finlay möchte ihr einen "Luftballonbrief" in den Himmel schreiben, den beide draußen auf dem Hügel steigen lassen.... Durch Zufall nimmt den Brief ein LKW-Fahrer mit, der für das Aktionshaus Lambach aus München in Schottland unterwegs ist: Da weder Fahrer noch Pförtner sich ohne Englischkenntnisse einen Reim auf den Brief des Jungen machen können, bitten Sie Viktoria (genannt Vicky) zu Hilfe, die ihnen gerne den Brief übersetzt. Als Firmenchef und Vater von Vicky das Foto sieht, leuchten seine Augen: Es hat den Anschein, dass hier ein überaus wertvoller Bücherfund aufzuspüren ist, der das rennommierte Aktionshaus noch berühmter machen könnte. So beauftragt Hubert Lambach seine Tochter (die mehr als andere arbeitet und eine Leitung der Berliner Filiale anstrebt), nach Schottland zu fahren und dem Vater des Jungen ein Angebot zu machen.

 

Schnell merkt Vicky, dass sie ohne Weiteres nicht an das Buch gelangen kann, da es unverkäuflich ist und verdingt sich, um eine persönliche Ebene zu Graham herzustellen, kurzerhand als Weihnachtsaushilfe in dessen Buchladen. Was sie nicht ahnen konnte, ist die Tatsache, wie sehr ihr der Besitzer des wunderschönen Buchladens (der ähnlich aussieht übrigens wie der von Shaun Bythell) gefällt und dass sie sich in ihn verlieben wird. Auch die Nebenfiguren und schrulligen Dorfbewohner nehmen sie herzlich auf und sie spürt, wie sehr sich das Leben in Swinton-on-Sea von ihrem recht einsamen, immer arbeitsreichen Leben in München unterscheidet. Ihr fällt mehr und mehr auf, dass sie eigentlich zur Marionette ihres äußerst geschäftstüchtigen Vaters geworden ist, bringt es jedoch nicht über's Herz, Graham endlich die Wahrheit über ihren Auftrag und den Aufenthalt im Bücherdorf zu erzählen....

 

Meine Meinung:

 

Der Roman hat alle ("erforderlichen") Zutaten, um dem Leser/der Leserin einige schöne Lesestunden zu schenken: Schottland, ein Bücherdorf, eine Hauptprotagonistin mit allerdings ambivalenten Gefühlen, eine trauernde Familie, die sich nichts mehr als eine neue Frau an der Seite des sympathischen Graham wünscht, viel Weihnachtsatmosphäre, eine quirlige über 80jährige Bewohnerin, die ein B&B anbietet und bei der Vicky wohnt, Ann, eine sympathische Ladenbesitzerin, Finlay und Gertie, seine sehr direkte Spielkameradin, die mir außerordentlich sympathisch war und Paul Erskine, der Großvater Finlay's, der zuviele Krimis liest und in jeder Ecke kriminelle Taten wittert.

 

Wir sind mit den Protagonisten auf dem Weihnachtsmarkt, bei der After-Dinner-Party im Pub, beim Eisbaden (huuuuh [;)] und bei einem Reitausflug mit Gertie und Finlay: Wird Vicky den richtigen Moment noch finden, um Graham doch noch die Wahrheit zu sagen?

 

Gegen Ende des Romans gibt es einen Überraschungsbesuch und ein danach ausbrechendes Chaos, das die Abreise von Vicky nach München zur Folge hat: Gibt es noch eine Zukunft für die beiden Liebenden? Das muss der geneigte Leser dann selbst herausfinden...

 

Fazit:

 

Ein Wohlfühlroman mit den besten Zutaten, die man dafür benötigt: Dennoch fehlte mir zuweilen etwas Tiefgang und ich fand einige Passagen als etwas "bemüht"; andere als eher unrealistisch (über 80jährige fahren wohl selten Schlitten); die Gegensätze zwischen arm und reich wurden wohl angesprochen, aber leider auch arg stigmatisiert. Dennoch eine recht klug eingefädelte Wohlfühlgeschichte, zeitweise humorvoll und warmherzig wie flüssig geschrieben. Wer gerne mal leichtere, triviale Kost in den Wintermonaten liest, kann beherzt zugreifen; etwas mehr Tiefe und weniger Stigmatas hätte ich noch besser gefunden; insgesamt betrachtet vergebe ich dennoch 4 Sterne.