Rezension

Der Autor als Lohnknecht für die Produktion von Promi-Biografien

Der Erzähler - Richard Flanagan

Der Erzähler
von Richard Flanagan

Bewertet mit 3 Sternen

Kif kommt mit seinem ersten Roman nicht so recht voran. Seine Frau erwartet Zwillinge, die Waschmaschine ist kaputt und mit seinem Aushilfsjob kann die Familie keine großen Sprünge machen. Da scheint das Angebot gerade recht zu kommen, als Ghostwriter die Biografie des größten australischen Betrügers aller Zeiten zu schreiben. Siegfried Heidl, Australier mit deutschem Akzent, war angeblich einmal CIA-Agent in Laos. Doch je länger Kif dem Mann zuhören muss, umso widersprüchlicher erscheinen dessen Erzählungen. Auch wenn Kif aus Tasmanien stammt, ist er nicht schwer von Begriff und durchschaut seinen Klienten. Heidl scheint das Buchprojekt gleichgültig zu sein; er wirkt wie ein klassischer unzuverlässiger Erzähler. Kif hat sich auf die Sache eingelassen, weil er hofft, damit den Weg für seine eigene Karriere zu bahnen. Doch die Zwillinge scheinen geboren zu werden, noch ehe Kif mit der Betrüger-Biografie in die Gänge kommt.

Der Einstieg in Flanagans 7. Roman wirkt zu Beginn wie ein Gang durch undurchdringliches Gestrüpp, bis deutlich wird, was der Icherzähler vorhat und welches sein Stoff ist. Kif kennt sich in den Winkeln des Verlagsgewerbes offenbar gut aus. Er beklagt gleich zu Beginn die Krise, in der Bücher zu Content werden, Autoren zu Textern, und in der selbst das „schamanische Gespür“ seines Verlegers für Geld vermutlich keine erfolgreichen Bücher hervorbringen wird.

Als Glosse über einen Buchmarkt, der sich selbst verloren zu haben scheint, trifft Richard Flanagan mitten ins Schwarze. Zu befürchten ist allerdings, dass er damit nur Leser anspricht, die über die fragwürdige Rolle von schnell zusammengeschusterten Promi-Biografien schon einmal nachgedacht haben.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 27. August 2019 um 07:59

So hab ich das auch gesehen.