Rezension

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Der Autor bricht sein Versprechen

Der Junge aus dem Wald - Harlan Coben

Der Junge aus dem Wald
von Harlan Coben

Bewertet mit 2.5 Sternen

Titel und Klappentext haben etwas völlig anderes versprochen und das Geboteten konnte dies Enttäuschung nicht wettmachen.

Es ist mein erstes Coben Buch und hätte ich vorher gewusst, dass er sich gerne kritisch mit der amerikanischen Justiz, Medienmacht und politischen Manipulationen auseinandersetzt, hätte ich wohl nicht zugegriffen.

Coben beginnt das Buch mit einem Highschooldrama – dem Verschwinden von Naomi – und bauscht es – für mich künstlich - zu einem politischen Ringkampf der Großen und Mächtigen auf.

Leider erfüllt sich auch nicht die Ankündigung eines menschenscheuen Ermittlers, der mit ungewöhnlichen Methoden an den Fall herangeht. Wilde hat keinerlei Probleme sich im Haifischbecken der Mächtigen zu bewegen und sich in den manipulativen Dialogen durchzusetzen. Auch seine Ermittlungsmethoden sind allenfalls technisch ausgefeilt als ungewöhnlich.

Die Erzählung wird von Dialogen dominiert, oftmals von Personen, die gar nicht oder nur unzureichend eingeführt sind. Ja, es bietet damit ein offenes Feld für Spekulationen, doch die Protagonisten sind so klischeehaft und das Terrain mir unbekannt, dass es mir keinen Spaß macht sich daran zu beteiligen. Langezeit hoffe ich auf ein Vorankommen der Ermittlungen um Naomis Verschwinden, doch ich werde Seite um Seite hingehalten.

Ungewöhnliches Stilmittel: Der Autor kündigt auf Seite 135 ein Verbrechen an. Es geschieht aber erst auf Seite 397. Was soll ich sagen: Diese Ankündigung war dringend nötig, ich hätte das Buch sonst vorher abgebrochen und mir die 262 Seiten unzusammenhängender Perspektiven und Dialoge gespart.

Immerhin nutzt er die verbleibenden 67 Seiten bis zum Ende, um alles schlüssig aufzulösen und selbst das Highschooldrama im Kiss-off noch mit einem Ende zu versehen.

Alles in allem lässt mich das Buch enttäuscht zurück. Titel und Klappentext haben etwas völlig anderes versprochen und das Geboteten konnte dies Enttäuschung nicht wettmachen. Schade.

2,5 Sterne gibt es, weil ich die Rahmengeschichte mochte, es durchaus spannende Passagen gab und die Parallelen zur aktuellen politischen Lage der USA angekommen sind.