Rezension

Der Beginn einer weiten Reise

Wüsteneis - Marko Z. Kristin

Wüsteneis
von Marko Z. Kristin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Saga rund um Eben-Welt beginnt mit Rianu. Dieser ist auf dem Weg zu dem altehrwürdigen Guruchan seines Volkes, um den neuen Namen seines Bruders segnen zu lassen. Sein Weg führt ihn im tiefsten Winter durch den nahe gelegenen Wald, wo er auf Ruden trifft, die ihm in gewohnt rätselhafter Art schreckliche Ereignisse weissagen. Von innerer Unruhe vorangetrieben findet er die Hütte des Guruchan verwüstet vor und muss dem Tod das erste Mal ins Auge blicken. Um den Besitz eines wertvollen Buches reicher macht er sich auf den Rückweg, um sein Volk von diesem unerwarteten Todesfall zu unterrichten. Währenddessen hat das Grauen jedoch schon längst seinen Heimatort heimgesucht…

„Wüsteneis“ erzählt von einer anderen Welt, die vor langer Zeit von verschiedenen Mächten geschaffen wurde und deren Vielfältigkeit seinesgleichen sucht. Von den Ereignissen gezeichnet macht sich Rianu mit seiner Familie und anderen Vertrauten auf einen weiten Weg durch das für ihn größtenteils unbekannte Land.  Doch Rianu verbirgt ein Geheimnis und das wird nicht das Einzige der Geschichte bleiben.

Die Charaktere haben mir zu großen Teilen sehr gut gefallen.
Rianu ist entschlossen, tiefgründig und doch gibt es Passagen, die sich seinem jugendlichen Übermut widmen. Dadurch wirkt er vielschichtig und ist ein sympathischer Protagonist.
Die Charakterzüge seines Bruders werden erst in den letzten Zügen des Buches deutlich, was mir persönlich etwas zu spät war. Ebenso wird Filiane, die Mutter der Beiden, eher dürftig beschrieben. Bei einigen Gelegenheiten wird ihre Figur zwar als starke und wunderschöne Frau geschildert, doch das scheint mir etwas wenig.
Während der langen Reise trifft man unter anderem auf das Volk der Zwerge, welches ich gleich ins Herz geschlossen habe. Ihre Beschreibung gefiel mir außerordentlich gut und ich habe es genossen, dass man eine Zeitlang aus ihrer Perspektive die Geschehnisse erlebt.

Mir persönlich fehlte eindeutig die Balance zwischen dem Voranschreiten der Geschichte und den ausufernden Beschreibungen der Umgebung. Nur bei wenigen Gelegenheiten waren mir diese nicht zu langatmig. Positiv in Erinnerung geblieben ist mir da wiederum die Heimat der Zwerge, deren Lebensart dadurch umso deutlicher wurde.

Ich hätte mir, im Verhältnis zur Dicke des Buches, wesentlich mehr Interaktion zwischen den Charakteren gewünscht. Das Gefühl mehr über ein Gebäude oder eine Gegend zu wissen, als über einige der Hauptcharaktere, lässt mich leider nicht los.

Nun möchte ich aber klar herausstellen, dass ich sonst in diesem Genre (der ‚High Fantasy‘) nicht zu Hause bin. Ich habe mir sagen lassen, dass sehr detaillierte Beschreibungen dort üblich sind und gerade diese haben mich persönlich gestört. Die Idee und das Setting  gefallen mir sehr gut und mich würde auch interessieren, wie der weitere Werdegang von Eben-Welt ist, aber die Umsetzung ist momentan nicht mein Fall.

Ein Pluspunkt übrigens auch für die schönen Zeichnungen, die manches Kapitelende begleiten.