Rezension

Der Beweis, dass ein dritter Band nicht immer erstrebenswert ist

Ich und der Weihnachtsmann - Matt Haig

Ich und der Weihnachtsmann
von Matt Haig

Bewertet mit 2 Sternen

In die ersten beiden Bände dieser Reihe habe ich mich verliebt. Das viktorianische Setting, der Humor, die Illustrationen, schon der Anblick der Bücher liess sofortige Weihnachtsstimmung aufkommen. Ich habe mich dieses Jahr daher richtig auf den dritten Band gefreut. Nachdem ich ihn nun gelesen habe, kann ich nur hoffen, um beim Buchthema zu bleiben, dass das Hoffnungsbarometer nicht von mir abhängt. Dann ist es nämlich schockgefroren in die Tiefsee geplumpst. Ansonsten treibt mich die Frage um, ob Haig wohl ein wenig zu viel Rum in seinem Weihnachtskakao hatte oder seine Kekse aus Holland kamen.
Da rennen Osterhasen in Uniform durchs Buch, die Gringotts oder das Wichteläquivalent dazu knacken wollen, dem Weihnachtsmann steht bisweilen die Schokolade bis zum Hals und irgendwie wirken die Wichtel insgesamt wie eine Herde aufgeschreckter AFDler. Es geht um Fremdenfeindlichkeit und Geschichtsklitterung, um Hetze und Beeinflussung durch die Medien. Natürlich kinderfreundlich verpackt mit Glitzer oben drauf. Da hat jemand am Gleis 9 3/4 wohl den falschen Zug erwischt oder wollte auf einen solchen aufspringen.
Nein, mit diesem seltsamen Machwerk lockt man mich nicht hinterm Weihnachtsbaum hervor. Wobei man ja sagen muss, dass den Illustrator Chris Mould daran definitiv keine Schuld trifft. Seine Zeichnungen sind so wunderbar und witzig wie in den Bänden davor.
Ach, es ist ein Jammer, wirklich, aber ich denke, ich verschenke lieber zum zweiten Mal Band Eins, als jemanden mit napoleonischen Osterhasen zu Weihnachten zu belästigen. Mir sind Langohren definitiv lieber, wenn sie in Eile sind und Taschenuhren tragen.