Rezension

Der bisher schlechteste Band der Reihe

Grausame Nacht
von Linda Castillo

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Tornado offenbart vergangene Schuld

„Ich will noch sagen, dass es ein gutes Gefühl ist, einen Fall abzuschließen und der Gerechtigkeit Genüge getan zu haben, bin aber nicht sicher, ob das angebracht ist. Denn obwohl drei Fälle abgeschlossen werden konnten, gibt es für niemanden ein Happy-End.“

 

Inhalt

 

In ihrem siebenten Fall wird die Polizeichefin von Painters Mill Kate Burkholder mit den Knochenresten einer männlichen Leiche konfrontiert, die jahrelang verborgen in einer alten Scheune lag. Ein zerstörerischer Tornado reist das alte Gemäuer ein und tritt damit eine Ermittlungslawine los. Es dauert nicht lang, bis es der Polizei gelingt das Opfer zu identifizieren und sich dann in dessen familiären Umfeld umzuhören. Doch Kate stößt gerade bei den Swartzentrubern, einer sehr radikalen, streng-gläubigen Gemeinschaft der Amischen, die möglicherweise der Schlüssel zum Erfolg sind, auf Widerstand. Nur ungern öffnet man Türen und die Polizei wird argwöhnisch überwacht. Zudem wird Kate selbst von einem Unbekannten verfolgt und entgeht seinen Schüssen nur knapp. Die Verfolgungsjagd läuft auf Hochtouren und bringt keinen Erfolg. Durch bloßen Zufall stößt Kate auf einen Korb voller Löwenzahnblätter und Kermesbeeren, die eine der Tatverdächtigen gesammelt hat, deren Mann wenig später an den Folgen einer schweren Vergiftung stirbt und Kate stochert tiefer in den Geheimnissen der gottesfürchtigen Gemeindemitglieder …

 

Meinung

 

Nachdem ich voller Begeisterung die vorherigen Bände der Kate-Burkholder-Reihe der erfolgreichen amerikanischen Autorin Linda Castillo verschlungen habe, bin ich von diesem Fall zugegeben etwas enttäuscht. Nicht nur weil es so viele unrelevante Nebenhandlungen gibt, die letztlich keinerlei Bezug zum tatsächlichen Fall aufweisen, nein vor allem auf Grund der Tatsache, dass es hier wirklich an Spannung fehlt. Eher schleppend beginnt die Geschichte, bei der zwar eine Naturkatastrophe der Auslöser war, die allerdings nicht vorwärtskommt. Die Gemeinde der Amischen spielt ohnehin eine sehr untergeordnete Rolle und auch dieser Punkt missfällt mir, sind es doch gerade die dunklen Geheimnisse dieser Bevölkerungsgruppe, die den Reiz der ganzen Reihe ausmachen. Fast scheint es so, als wären der Autorin erstmals die neuen Ideen ausgegangen, denn zu den Glaubensfragen, der Lebensweise und den Bedingungen, haben die vorherigen Bände bereits ausreichend Informationsmaterial geliefert. Die Kriminalhandlung möchte ich hier fast als simpel und etwas spröde bezeichnen.

 

Tatsächlich hat mir auf weiten Strecken das private Intermezzo zwischen der Polizeichefin und ihrem Lebensgefährten Tomasetti fast besser gefallen, doch auch hier verläuft die Entwicklung in eine leicht klischeehafte Richtung, die mir rückblickend betrachtet nicht optimal erscheint.

 

Fazit

 

Leider werden es diesmal nur 3 Lesesterne für den 7. Fall der Reihe, weil die Autorin doch etwas von ihrem Schema abkommt und die Vorzüge der Gesamterzählung nicht zu betonen vermag. Dennoch ist der Schreibstil gewohnt flüssig und man kommt gut voran beim Lesen. Wer die Reihe kennt und mag, kann den Fall sicherlich als kleine Flaute verbuchen, so wie ich es empfunden habe, wer zufällig diesen Roman als erstes oder einziges Buch liest, wird möglicherweise nicht verstehen, warum die Begeisterung für die Amischen und ihre Familienbande so groß ist.