Rezension

Der Büchernarr

Vati
von Monika Helfer

Bewertet mit 4 Sternen

Monika Helfer macht uns in ihrem neuen Buch mit dem Leben ihres Vaters bekannt. Aufgewachsen als unehelicher Sohn einer Bauernmagd strengte er sich besonders an, etwas darzustellen. Schon bald waren Bücher sein ein und alles. Um sie zu besitzen, schrieb er sie als Kind eigenhändig ab. Später, als Leiter des Kriegsopfererholungsheims auf dem Tschengla in Vorarlberg besaß der Mann, der im Krieg ein halbes Beim verloren hatte, ein ganzes Bücherzimmer.

„Wenn du dir eine Bibliothek anschaust“, sagte er und humpelte an den Regalen entlang, strich mit den Fingernägeln der rechten Hand über die Buchrücken, „kannst du alles über den sagen, dem sie gehört.“ (Seite 14)

Seine Büchersucht hätte ihm beinahe das Leben gekostet. Ebenso wie der viel zu frühe Tod seiner Frau zu einem jähen Absturz führte, dem die Schwager ein Ende bereiteten, indem sie ihn mit einer neuen Frau verkuppelten.

Monika Helfer wurde 1947 im österreichischen Bundesland Vorarlberg geboren. Für ihre Romane, Erzählungen und Kinderbücher, in denen sie häufig über schwierige Familienbeziehungen schrieb, erhielt sie zahlreiche Preise.

Auch ihre Beziehung zum Vater sowie dessen Leben scheint nicht problemlos gewesen zu sein. „Dass unser Vater in seiner Büchersucht rücksichtslos sein konnte, das wusste ich“, schreibt sie auf Seite 45. Trotzdem merkt man als Leser ihre tiefe Verbundenheit zum Vater. Auch andere Familienmitglieder werden in diesen, keine 200 Seiten umfassenden, Erinnerungen lebendig. Einblicke in ihren Schreibprozess ergänzen das Buch, das ich gerne gelesen habe.