Rezension

Der Chronist der Söldner

Tanz der Klingen - Jeff Salyards

Tanz der Klingen
von Jeff Salyards

Bewertet mit 5 Sternen

Jeff Salyards - Tanz der Klingen - Heyne

Flussland
Eines Tages bekommt der junge Schreiber Arkamondos ein aufregendes Angebot, er soll die Chronik einer syldoonischen Söldnertruppe führen. Einem Mann, wie Captain Braylar Killcoin ist er noch nie begegnet, noch während er an der großen und wuchtigwirkenden Gestalt hochsieht, sträubt sich sein Nackenhaar und er muss an die warnenden Worte seiner Mutter denken.
Als einfacher Chronist, der niemals einem reichen Herrn gedient hatte und erst recht  keinem syldoonischen Legionär, der sogar beim Bade bewacht werden will, wünscht sich Arkamondos, er hätte den verdammten Kontrakt nie unterzeichnet.
Beim Anblick der Narben, die sich wie eine Landkarte über den Körper seines neuen Meisters ziehen, packt ihn das Grauen.
Noch bevor das Wasser sich schwarz färbt, meldet sich eine Art Fluchtinstinkt in ihm, aber, als er fasziniert die exzentrische Waffe betrachtet, weiß er, das es keine drei Schritte brauchen würde, um seiner finalen Bestimmung gegenüberzustehen.
Wozu braucht ein syldoonischer Captain, welcher im Notfall seine eigene Mutter an den Teufel veräußern würde, einen Chronisten?
Der verwegene Captain Killcoin macht "Arki" klar, das es ihm um Präzision ginge und nicht um Poesie, er soll alles aufzeichnen, was sich ihm an Ereignissen in die Netzhaut brennt. Erst als der Vertrag signiert ist, erhält Arki die Information, dass er die tollkühne Söldnertruppe auf ihrem ganzen Weg begleiten soll. Der grimmige Braylar verspricht ihm dafür das Abenteuer seines Lebens.
"Alle Reiche brechen zusammen, alle grenzen verändern sich, alle Königreiche müssen sterben. Dort, wo ich dich hinführe, kannst du den Tod eines politischen Gefildes beobachten, den Niedergang einer Lebensart, die Neuzeichnung einer Karte. Etwas Einziges und Unbezahlbares."
Mehr als einmal verflucht sich Arki wegen seines plötzlich aufgetretenen Wagemuts, er, der er noch nie heldenhaft oder draufgängerisch war. Diese riskante Mission könnte ihm zu großem Ruhm verhelfen, er wäre ein anerkannter Chronist und seine außergewöhnlich scharfe Beobachtungsgabe würde endlich der Weltgeschichte dienlich sein. Wenn er die Mission überlebt..

Jeder der Söldner würde sein Leben für Captain Killcoin geben, was auch ausreichend demonstriert wird. Immer in edler Gesinnung, was die Kampfeslust betrifft. Die raubeinigen Charaktere um Captain Braylar Killcoin beeindrucken durch wohlgewählte Worte, bieten einen Schlagabtausch dar, wie in einem alten englischen Schauspiel. Arki, der haarscharf die Dinge in sich aufsaugt und auch die Erinnerung beobachten kann, wird bald beherzter Bestandteil einer kühnen und streitbaren Truppe. Der Plan ist: Überleben, um die Chronik zu schreiben..

Das Buch liest sich wie wildes Wasser, das den Berg herunterstürzt, rasant und voller tödlicher Gefahren. Das Ungewöhnliche: Es liest sich leicht, wahrt aber den Schein der Tiefe. Ein Pageturner! Spannende Fantasy-Räuberballade mit magischen Elementen.
Sehr amüsant und schlagkräftig. Viel Vergnügen!
 
"Dass sie fromm waren, konnte man den Syldoonern gewiss nicht vorwerfen. Es hiess, selbst, wenn sie von all ihrem Geld zwölf Tempel bauen ließen, würden sie niemals auch nur einen einzigen davon betreten."

Anmerkung: Ich persönlich glaube ja, dass, wenn Braylar tatsächlich dem Teufel seine Mutter verkauft, sie der Hölle ein "Update" verpassen würde. Pech für den Teufel und für alle, die durch Captain Braylar Killcoin dort hingeschickt werden..

Ich freue mich auf die Fortsetzung, die ebenso im Heyne-Verlag erscheint:
Jeff Salyards - Die Klinge des Königs