Rezension

Der Defekt - Ein starkes Debüt...

Der Defekt - Leona Stahlmann

Der Defekt
von Leona Stahlmann

Bewertet mit 5 Sternen

Auf dieses wunderschöne und wundervolle Buch bin ich zufällig durch Instagram aufmerksam geworden. Mich haben Cover, Titel und Inhaltsbeschreibung sofort angesprochen und ich wollte das Buch unbedingt lesen. Ich habe es nicht bereut, da es jetzt schon zu meinen Lesehighlights 2020 gehört.

 

In der Geschichte lernen wir die Jugendliche Mina kennen, die in einem kleinen Dorf lebt. An welchem Ort sich das Geschehen abspielt, erfahren wir als Lesende nicht. Während sie ihre eigene Sexualität entdeckt, lernt sie einen Jungen kennen namens Vetko kennen, ein Mitschüler von ihr. 

Sie kommen sich näher und sie merkt immer mehr, dass sie Lust und Erregung empfindet, wenn man ihr körperliche Schmerzen zufügt. Diese Art von Sexualität kann sie nun mit Vetko ausleben, da er die Rolle des Schmerzzufügenden einnimmt und dabei ebenfalls Lust empfindet. 

Mina merkt, dass sie anders ist als andere Jugendliche in ihrem Alter, sowohl in ihrer Sexualität als auch was ihre Lebensansichten angehen, sie will raus aus konventionellen Rollen und strebt nach geistiger Freiheit. Sie fragt sich immer mehr, ob sie ein Defekt hat...

 

Der Defekt ist ein Debüt und sehr besonderes sowie ergreifendes Buch. Die Sprache ist sehr anspruchsvoll und ich musste mich teilweise etwas anstrengen, um manche Abschnitte zu verstehen. Ich denke, die Autorin spielt hier auch mit vielen Elementen der eigenen Phantasie, vielleicht gibt es in diesem Sinne auch kein richtig oder falsch verstehen/lesen.

 

Die Geschichte hat eine unglaubliche starke  Wortgewalt und ist sehr tiefgründig. Der Schreibstil ist wunderschön, sehr poetisch/metaphorisch und gleichzeitig nicht so einfach zu lesen, da sehr anspruchsvoll. Das Buch hat nur 265 Seiten, ich brauchte aber etwas Zeit um diese Seiten zu lesen, weil ich das Gefühl hatte, dass ich vielleicht einige Punkte überlese oder nicht verstehe. Einmal angefangen kann man eigentlich nicht mehr aufhören zu lesen, da die Geschichte einen so fesselt und man wissen will wie es weitergeht. Es ist eine Geschichte, die sich mit Fragen beschäftigt wie z.B. Wer bin ich ? Wer will ich sein ? Wo gehöre ich hin ? Welche Werte sind mit wichtig ? Was ist normal, wer bestimmt es und darf ich auch anders sein ? Was macht eine Beziehung aus und wer bestimmt was dazu gehört?

Die Atmosphäre wirkte sehr melancholisch, düster und spannend.  

 

Mina ist eine sehr interessante und kluge Persönlichkeit, zu der ich eine Verbindung aufbauen konnte, wohingegen mir Vetko distanziert kühl blieb. Beide sind starke Charaktere.

 

Ich finde die Autorin hat hier viele wichtige Themen in ihrem Debüt niedergeschrieben, das vor allem die Lebensphase der Adoleszenz thematisiert und somit eine wichtige Entwicklungsstufe. 

Ein  durchaus feministisches Debüt, das dafür plädiert selbstbewusst, selbstbestimmt zu leben und sich nicht vorschreiben zu lässt, wie man (Beziehung) zu leben hat.

Ein Lesehighlight und klare Leseempfehlung....

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin und dem Kain & Aber Verlag für das tolle Buch.