Rezension

Der dritte Fall ist gewohnt klasse

In Dubio Pro Vino - Carsten Sebastian Henn

In Dubio Pro Vino
von Carsten Sebastian Henn

Aller guten Dinge sind bekanntlich DREI ...und so bin ich bei Carsten Sebastian Henns dritten Eifelkrimi „In Dubio Pro Vino“ angelangt.

@@@ DIE STORY @@@

Starkoch Julius Eichendorff ist aus seinem Urlaub zurückgekehrt, während sein Sterne-Restaurant im Ahrtal renoviert wurde. Nur stellt er fest, dass er – rundlich wie er ist – im Urlaub, einer kulinarischen Rundreise kiloweise, zugenommen hat. Ein Entschluss steht fest: abspecken! Und damit es ihm leichter fällt, verpaßt er auch seinem mit großem Gemaunze heftig protestierenden Kater Herr Bimmel eine Diät.

Als er in seinem noch für ein paar Tage geschlossenen Restaurant die Handwerkerergebnisse wohlwollend in Augenschein nimmt, steht die neue Weinkönigin des Ahrtals, Constanze Dezaleys, in der Türe. Sie bittet den kulinarischen Privatdetektiv, der den Ruf hat, Mörder zu Strecke gebracht zu haben, um Hilfe. Die Polizei sagt sie, nähme sie nicht ernst. Doch Julius verschiebt aus Zeitgründen das Gespräch auf den folgenden Tag. Zu spät !!! Denn die Weinkönigin, die auch Aarchäologin ist, wird bei Ausgrabungen rund um die Ahr ermordet aufgefunden.

Schlimmer noch: auch die vorherige Weinkönigin und Freundin von Constanze, wird ebenfalls tot gefunden. Was wie ein Unfall aussieht, stellt sich als Mord an Tina Walter heraus.

Julius, der mit der Kriminalkommissarin Anna von Reuschenberg liiert ist, macht sich Vorwürfe wegen Constanze und nimmt die Spur auf. Schnell stellt sich heraus, dass es zwischen den Weinköniginnen und vor allem jenen, ie die Wahl verloren haben, ein wahrer Zickenterror herrscht. Keine von ihnen hat Skrupel, die andere niederzumachen.

Aber auch die archäologischen Funde von Constanze könnten ein Mordmotiv gewesen sein, denn in ihrem Hab und Gut entdeckt man eine 2000 Jahre alte Kette höchsten Wertes. Allerdings auch ein paar gefälschte römische Münzen. Und DIE sind ebenfalls sondernbar: sie scheinen „Spielgeld“ wie in einem Kasino zu sein ... in dem Fall allerdings, um in einem Bordell zu bezahlen.

Kritisch wird es, als Julius' Freund und Angesteller Franz-Xaver – kurz FX genannt – ins Spiel kommt. Er offenbart, dass er mit der getöteten Tina Walter eine kurze Beziehung hatte und nicht an einen natürlichen Tod glaubt. Und noch vor Julius stößt er offenbar auf eine heiße Spur, denn der Täter versucht, ihn zu erdolchen. FX liegt schwer verletzt im Krankenhaus...

Baustellen genug also, und dann gibt es noch einen üblen Schmierenjournalisten, der in Berichten und Kolummnen den armen Julius durch den Schmutz zieht.

@@@ DER AUTOR @@@

Carsten Sebastian Henn wurde 1973 in Köln geboren und lebt in Hürth, im Rheinland. Die Ahr bezeichnet er als seine „Weinheimat“ und ist ohnehin Fachjournalist für Magazine über Weine. 1998 gewinnt er den Jack-Gonski-Preis für SlamPoetry und ist Initiator und künstlerischer Leiter der zweijährlich stattfindenden „Langen Hürther Literaturnacht“. Vorher studierte er Völkerkunde, Geographie und Soziologie.

Neben Krimis mit Gaumenschmaus veröffentlicht Henn unter anderem Sachbücher über Weine.

Eine vierter Krimi mit seinem kulinarischen Deteketiv Julius Eichendorff ist für den Frühsommer 2006 angekündigt

Mehr über ihn verrät zudem seine Website www.carstensebastianhenn.de.

@@@ EINDRÜCKE @@@

Für den Autor gilt: er steigert sich von Krimi zu Krimi. Aber wie steigert man bereits SEHR GUT ???

Nun, Henn läßt sich vieles einfallen. Für die Freunde von Katzen hat sein Nebendarsteller Kater Herr Bimmel jetzt einen kleinen Begleiter, den schnurrenden Felix. Zudem hat es zwischen ihm und der Kommissarin von Reuschenberg endlich gefunkt, und schließlich wird der Part von „FX“ bedeutend größer.

Spannung, zweifelsfrei, hat der Eifelkrimi bis zum Schluß, denn der Autor legt derart viele mögliche Spuren, dass das Täterfeld kaum einzugrenzen ist. Der „Zickenterror“ unter den Weinköniginnen ist nur die Spitze des Eisbergs.

Angenehm und flüssig ist der Schreibstil von C.S. Henn. Zudem sind die Dialoge besonders gelungen und teils auch von Witz geprägt, denn bei aller Spannung ist und bleibt ein Eifelkrimi von Henn auch ein amüsantes Buch. Fatal zum Beispiel, als die Eltern von Julius zu Besuch kommen und zu seiner größten Peinlichkeit seiner Freundin von dessen Kinderstreichen und – dummheiten erzählen.

Ebenso amsüant ist, wie Julius mehr oder weniger erfolglos seine Diät durchziehen will, sein Kater Herr Bimmel ihn wegen seiner Zwangsdiät terrorisiert und dessen Filius Felix dem Katzenpapa jede Unterstützung anbietet.

Persönlich hätte ich nach dem zweiten Roman vermutet, dass sich der Hobbydetektiv Julius Eichendorff allmählich verbraucht und es keine nennenswerte Steigerung mehr geben kann.

Aber was macht der Autor?

Er steigert das ganze noch in Sachen Spannung und Verstrickung der Machenschaften. Auch den Lokalkolorit hat er voll im Griff, macht das Ahrtal und die Eifel zum lierarischen Wanderweg.

Wie üblich führt der „Lese“-Weg auch durch die Küche von Julius Eichendorff, und einmal mehr gibt es zum Abschluß ein leckeres Rezept zum Nachbacken. Dieses Mal sind es „Römische Weinbrötchen“, zumal Julius auf dem Trip ist, alte römische Leckereien in seinem Restaurant anzubieten.

Kurz und gut – dieser Krimi ist charmant, humorvoll und spannend zugleich. Das war für mich ein guter Grund, ihn in einem Stück zu lesen. Besser geht nicht !!! Und es ist eine wundervolle Alternative zu vielen abgedroschenen Kriminalfällen ...die nicht unbedingt in New York oder München spielen müssen. Quasi eine „mörderische Eifel“ ...

 

IN DUBIO PRO VINO

von: Carsten Sebastian Henn – Emons Verlag Köln – 2004 – 
broschiert - 272 Seiten – ISBN 3897053578

Kommentare

Galladan kommentierte am 15. Juli 2016 um 16:20

Danke für die schöne Rezi. Ich liebe die Reihe höre sie aber als Hörbuch gelesen von Jürgen von der Lippe. Ab und an hat Julius vor meinem geistigen Auge ein Hawaihemd an. :-))