Rezension

Der erste, wahnsinnig gut gelungene Teil von zweien!

Der Herr der Tränen - Sam Bowring

Der Herr der Tränen
von Sam Bowring

Bewertet mit 5 Sternen

"[…]eine Stimme, weiblich und poetisch, geisterhaft und flüchtig. Sie war zu leise, als dass man die Worte hätte verstehen können, doch sie trieben wie Wind getragen heran. 

Hochmut, sagt man, kommt vor dem Fall.
Doch Silberstein steht stark und prall.

Darauf folgte ein glockenhelles Lachen, das im raschelnden Gras verhallte." (S. 22)

Inhalt: Rostigan ist ein alter Kriegsveteran, der seinen Frieden sucht. Tarzi, eine Bardin und noch dazu seine Liebste, begleitet ihn auf seinen Wanderschaften durch die Wildnis. Bis eines Tages die Große Magie unter einem Ereignis erbebt, wie es niemand auf Erden je erwartet hätte: Die Wächter sind von den Toten auferstanden! 

Sprache & Aufbau: Sam Bowring überzeugt sprachlich gesehen auf ganzer Linie. Er mischt altbekannte Redewendungen mit neuen Vergleichen und Metaphern, die es einem erleichtern, in seine Welt einzutauchen. Er wechselt in seinen Erzählabschnitten immer wieder den Charakter und lässt somit ein zunächst klar getrenntes Gut und Böse ineinander verschwimmen. Bald wird klar, dass Rostigan nicht die einzige Hauptfigur ist. Legenden erwachen vor den Augen des Lesers zum Leben und nehmen ihn mit in eine eigene Welt. 

Persönliche Meinung: Ich bin begeistert! Zwar stehe ich Zweiteilern generell etwas kritisch gegenüber, aber Sam Bowring hat mich mit dem seinem Herrn der Tränen wirklich vom Hocker gehauen. Er schafft es, komplexe Weltstrukturen einfach in die Handlung miteinzubinden und sie dem Leser begreiflich zu machen, ohne dafür ellenlange Erklärungen zu brauchen. Wow, wow, wow! Ein einziges Manko ist der Cliffhanger am Ende. Klar, man will den Leser dazu animieren, weiterzulesen, aaaaaber wenn schon zwei Teile, dann doch bitte so weit es geht ineinander abgeschlossen. 
Aber bitte: lest es!