Rezension

Der Existenzialismus in literarischer, und gut verständlicher, Form

Der Ekel - Jean-Paul Sartre

Der Ekel
von Jean-Paul Sartre

"Alles Existierende entsteht ohne Grund, setzt sich aus Schwäche fort und stirbt durch Zufall." - der vielleicht berühmteste Satz aus Sartres "Der Ekel" vermittelt kein angenehmes Bild vom Leben bzw. Existieren. 

Antoine Roquetin lebt ein langweiliges, gewöhnliches Leben, bis ihn plötzlich der Ekel übermannt. Zunächst nur ein unbestimmbares Gefühl, ergreift der Ekel immer mehr Besitz von ihm. Roquetin ekelt sich mit der Zeit vor allem, was ihm tagtäglich begegnet (dieser Ekel macht auch nicht vor seinem eigenen Körper halt). Durch rigorose Selbstbetrachtung erkennt Roquetin, weswegen er den Ekel empfindet: Es ist die Sinnlosigkeit seiner Existenz. Der Erkenntnisprozeß ist für Roquetin schwierig, aber das Ergebnis scheint naheliegend zu sein: Wenn alles sinnlos existiert, macht auch der Mensch da keine Ausnahme - er hat keine Chance auf eine sinnerfüllte Existenz. 

Sartre gelingt mit "Der Ekel", die Grundannahmen des Existenzialismus (die er fünf Jahre später in "Das Sein und das Nichts" philosophisch formuliert) literarisch zu formulieren. "Der Ekel" ist nicht ganz einfach zu lesen, was mMn daran liegt, dass Sartre unterschiedliche Darstellungsformen benutzt. Wer sich der existentialistischen Philosophie Sartres, ohne erhebliche Frustrationserlebnisse, nähern möchte, sollte "Der Ekel" lesen - und alle anderen eigentlich auch.