Rezension

Der Fluch des 2. Buches nach dem absoluten Hit

Eine Handvoll Worte - Jojo Moyes

Eine Handvoll Worte
von Jojo Moyes

Nachdem ich „Ein ganzes halbes Jahr“ fertiggelesen hatte, habe ich mich auf das nächste Buch von Jojo Moyes sehr gefreut.

Und zwar so sehr, dass mich das Buch eigentlich nur enttäuschen konnte.

Natürlich kann es gar nicht an „Ein ganzes halbes Jahr“ herankommen. Trotzdem ist es für sich ein ganz schönes Buch.

Die Geschichte mutet zuerst recht verwirrend an. In der Gegenwart geht es um die junge Journalistin Ellie Haworth, die eine Affäre mit einem verheirateten Mann hat und sich Gedanken darüber macht, ob sie diese beenden soll. Im Zeitungsarchiv findet sie einen alten Liebesbrief, der aus dem Jahr 1960 stammt und macht sich auf die Suche nach dem Verfasser.

Der Liebesbrief richtete sich an Jennifer Stirling, eine junge Frau in den 1960er- Jahren. Sie ist zwar mit einem reichen und einigermaßen netten Großindustriellen verheiratet und müsste eigentlich total glücklich sein, doch sie liebt einen anderen. Und dieser bittet sie in dem Brief, den Ellie über 40 Jahre später finden soll, mit ihm auszuwandern und ihr Leben hinter sich zu lassen.

Den ersten Teil des Buches fand ich recht verwirrend, denn die Perspektive springt nicht nur zwischen Ellie und Jennifer hin und her, sondern auch Jennifers Geliebter Anthony beschreibt die Dinge aus seiner Perspektive. Diese konnte ich zunächst gar nicht einordnen. Doch schon bald löst sich dieses Gewirr auf und man kann alle Personen miteinander verknüpfen. Dann erst nimmt die Geschichte wirklich an Fahrt auf.

Was unglaublich gut ist, ist dass die Geschichte in der Vergangenheit in keinster Weise vorhersehbar ist. Oder zumindest konnte ich die Wendungen in Jennifers und Anthonys Leben nicht vorhersehen. Ellies Leben verläuft aber leider in sehr kitschigen, typischen Formen, was die literarische Qualität des Buches für mich schmälert. Allerdings bekommt Ellies Leben in dem Buch auch viel weniger Raum als die Geschichte um Jennifer.

Würde ich „Ein ganzes halbes Jahr“ nicht kennen, würde ich sagen, dass Jojo Moyes ein wunderbares Buch geschrieben hat, was sich flüssig und leicht lesen lässt. Ich habe das Buch auf einer langen Zugfahrt gelesen und trotz des Lärmpegels um mich herum, konnte ich ganz in das Buch eintauchen.

Trotzdem: Die ganz großen Gefühle sind auf der Strecke geblieben, das Buch hat mich in keinster Weise emotional berührt. Und wenn man bedenkt, dass ich bei dem Debütroman der Autorin Rotz und Wasser geheult habe, fand ich das irgendwie enttäuschend. Die Geschichte ist gut. Der Schreibstil ist auch gut – nie plump oder mit allzu abgegriffenen Metaphern, aber doch in einem leichten Plauderton. Aber irgendwas hat mich davon abgehalten, etwas zu fühlen. Ich kann es nicht mal benennen. Sehr schade.