Rezension

Der Friedhof in Prag – Umberto Eco

Der Friedhof in Prag - Umberto Eco

Der Friedhof in Prag
von Umberto Eco

Der Titel ist bereits Programm in Ecos neuem historischem Roman mit kriminalistischem Hintergrund, spielt er doch auf den berühmten jüdischen Friedhof in Prag an, der als einer der wichtigsten Agenten-Treffpunkte in die Geschichte einging.

Dies jedoch soll nicht die einzige Anspielung auf reale weltpolitische Ereignisse und Schauplätze bleiben, um die herum Eco seine fiktive Hauptfigur, den Spion und Meisterfälscher Simon Simonini agieren lässt.
Dieser ist fern der italienischen Heimat im Pariser Exil aktiv am politischen Ränkeschmieden der französischen Regierung beteiligt. Aber politisches Ränkeschmieden der Zeit hat auch immer etwas mit den widerstreitenden religiösen Strömen derselben zu tun, mit denen sich Simon Simonini ebenfalls eingehend beschäftigt.

In seiner Familie hat man seit Generationen einen Hass auf die Juden, und Simon hat die antisemitische Haltung der Familie ebenfalls verinnerlicht. Seine fanatischen Recherchen und Texte gipfeln schließlich in einem der bekanntesten antisemitischen Zeugnisse der Geschichte: „Die Protokolle der Weisen von Zion“ – Fälschung oder Original?

Spätestens an dieser Stelle des Romans ist man sich der historischen Wahrheiten und politischen Realitäten nicht mehr wirklich sicher, ziehen sich durch das ganze Buch neben vermeintlichen Anspielungen auf historische Ereignisse doch auch Bezüge zum Beispiel der aktuellen Medienpolitik in Italien.

Einmal mehr hat Eco bewiesen, dass seine Fabulierkunst ihres gleichen sucht, und erscheint die Geschichte auch zuweilen arg konstruiert, so nimmt man ihm das literarische Konstrukt dennoch liebend gerne ab und genießt eine schöne Mischung aus historischem Kriminal- und Schelmenroman.