Rezension

„Der Funke des Chronos“ ist nicht einfach nur ein Zeitreise-Roman, sondern mehr.

Der Funke des Chronos - Thomas Finn

Der Funke des Chronos
von Thomas Finn

Den Zeitreisenden Tobias verschlägt es aus dem 21. Jahrhundert ins Jahr 1842. Im alten Hamburg kommt er einer teuflischen Verschwörung auf die Spur. Ein unheimlicher Serienkiller schleicht durch die dunklen Gassen der Hafenstadt. Freimaurer, Alchimisten und Erfinder knüpfen ein bedrohliches Netz um den jungen Mann aus der Zukunft. Tobias’ Suche nach seiner verlorenen Zeitmaschine wird zu einer Achterbahnfahrt voll tödlicher Überraschungen – bis sich mit einem gewaltigen Feuer die Pforten der Hölle öffnen. Wird Tobias den Verlauf der Geschichte ändern können?

Wer möchte nicht einmal in die Vergangenheit reisen und einige Sachen ungeschehen machen? Die Menschheit phantasiert schon lange diesen Traum und in Filmen und Büchern gelingt dies. So geht es auch in „Der Funke des Chronos“ um das Thema Zeitreise. In gebührender H.G. Wells Manier schickt Finn seinen Hauptprotagonisten Tobias vom Jahr 2006 aus in das Jahr 1842. Natürlich reist Tobias mit einer richtigen Zeitmaschine und verschwindet nicht in irgendeinem Steinkreis, wie das in anderen Romanen gerne vorkommt.
Tobias ist ein sehr angenehmer Charakter. Am Anfang erleben wir gleich, wie er mit einer zerbrochenen Beziehung kämpft und erfahren, dass er in einem Waisenhaus groß geworden ist. Als Tobias dann ein Paket mit einem mysteriösen Gegenstand und dem Leitspruch „Nosce teipsum“ (Erkenne dich selbst!) erhält, nimmt die Geschichte rasch an Fahrt auf. Kaum, dass sich der Leser versieht, ist er dann auch schon im Jahr 1842 gestrandet. Hier muss sich Tobias mit den veränderten Bedingungen herumschlagen. Finn hat es geschafft diese nicht übertrieben darzustellen, sondern so, dass es sehr glaubwürdig erscheint. Auch merkt man immer wieder, wie sehr dem Autor seine Heimatstadt Hamburg am Herzen liegt. Detailiert beschreibt er die Umgebung und wenn man nicht in Hamburg wohnt, bekommt man direkt Lust eine kleine Reise dorthin zu unternehmen. Am besten mit einer neuen und alten Karte, so dass man Tobias´ Weg folgen kann und sich die Unterschiede an den Gebäuden anschauen kann, auf die Tobias immer wieder eingeht. Gutes Stichwort: Zwei Karten gibt es auch auf den letzten Seiten des Romans. Eine Karte von 1842 und eine Karte, die zeigt, welche Fläche der große Brand vernichtet hat. Für ein Grinsen im Gesicht sorgt der Nachtwächter Borchert. Seine Schwäger entwickeln sich zum Running Gag in dem Buch und genauso wie Kettenburg, der Polizeiaktuar, fragt man sich irgendwann, wie viele Schwestern dieser Mann wohl haben mag. Borchert und Kettenburg sorgen für das gewisse kriminalistische Flair in diesen Roman, denn die Zeitmaschine birgt größere Geheimnisse, als dem Leser am Anfang klar ist.
Authentisch wirkt der Roman auch durch den Hamburger Dialekt, den manche Charaktere benutzen. Zwar stolpert man als Nicht-Hamburger erstmal über diese Textzeilen, aber man findet schnell rein und versteht auch alles Geschriebene.
Was mich sehr verwundert hat, war die Rolle des Dichters Heinrich Heine. Man rechnet ja mit allerhand in einem Zeitreiseroman, aber dass plötzlich ein berühmter Dichter als Protagonist auftaucht, gehört sicher nicht dazu. So bekommt der Leser gleich noch ein bisschen Hintergrundwissen über Heine aufgepackt, was sich aber nicht störend auf den Roman ausübt.
Besonders gut ist Finn das Ende des Romans gelungen. Durch den Leitspruch „Erkenne dich selbst“ weiß der Leser schon recht früh, dass Tobias nicht ohne Grund in die Vergangenheit zurückversetzt wurde. Trotzdem kommt man nicht hinter des Rätsels Lösung und das Ende wirkt dadurch sehr überraschend, aber trotzdem Möglich. 

Fazit

All das gibt dem Roman das gewisse Etwas. „Der Funke des Chronos“ ist nicht einfach nur ein Zeitreise-Roman, sondern mehr. Elemente des Kriminalromans, der Phantastik, gepaart mit ein bisschen Thriller und historischem Wissen ergeben einen Roman, der sich leicht und unterhaltsam lesen lässt. Zwar gibt es kleine Passagen, die sich etwas ziehen, aber die gehen relativ schnell vorbei und ehe man sich versieht, ist man wieder mitten im Geschehen.