Rezension

Der Geist der Rebellion...

Cassia & Ky 01. Die Auswahl
von Ally Condie

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT:

Die 17jährige Cassia lebt zufrieden in einer scheinbar perfekten Welt in der alles vom System und seinen Funktionären vorgebeben wird. Genauso die Wahl des jeweils perfekten Partners den man mit 21 Jahren heiraten wird. Dieser soll Cassia am wichtigsten Tag ihres Lebens – ihrem Paarungsbankett – vorgestellt werden und es kann sich um jeden Jungen in ganz Oria handeln. Doch zur Überraschung aller kennt Cassia ihren Partner bereits: Es ist Xander, ihr bester Freund. Doch als sie sich später auf dem feierlich überreichten Mikrochip Informationen über ihn ansehen will erscheint nicht sein Gesicht, sondern das eines anderen Jungen – das von Ky. Von offizieller Seite wird Cassia dies als einmaliger Fehler dargestellt, doch Cassias Welt verändert sich für immer: Wenn das System Fehler macht, woran kann man sich dann halten? Und wenn Cassia zwei perfekte Partner hätte, hat sie dann die Möglichkeit zu wählen…?

 

EIGENE MEINUNG:

Das Cover de Trilogiestartes zeigt Cassia in einer Glaskugel. Darin eingeschlossen legt sie die Hände an die durchsichtigen Wände, das Gesicht zur Seite geneigt. Ihr Kleid scheint mintfarben, könnte jedoch das ihres Paarungsbankettes sein, dass in der Geschichte durchaus seine Rolle spielt! Der Titel dieses Buches ist in pink gehalten, genauso wie der Buchrücken unter dem Umschlag. Insgesamt ist das Bild stimmig, aber für mich auch nicht überragend.

 

Ich muss sagen, dass ich die Buchreihe schön länger im Regal stehen hatte und mich (auch) zwecks des Covers nicht richtig ran getraut habe. Ich dachte es handle sich um eine Romanreihe die Sciene Fiction-Elemente enthält, z. B. nicht auf der Erde spielt. Zwar sind alle Zusammenhänge und Fakten nach dem ersten Teil noch nicht bekannt und noch viele Fragen (auch zum Worldbuilding) offen, aber dieser erste Band spielt vorrangig in einer kleinen Siedlung die man sich gut vorstellen kann. Es ist ganz klar eine zukünftige Welt, bei der ein System geschaffen wurde um die Menschen in allen Dingen zu kontrollieren und diese auf den ersten Blick doch zufrieden (glücklich?) zu stellen. Man fragt sich was man für Harmonie bereit ist aufzugeben und worin die Gründe lagen, dass diese Welt so entstanden ist. Vielleicht waren sie gar nicht schlecht…

 

Die Hauptprotagonistin – aus deren Sicht erzählt wird – ist Cassia. Zu Beginn ist sie dem System völlig treu und zufrieden. Sie kennt es schließlich nicht anders und alle bekannten Bewohner haben Häuser, genug Essen, Arbeit, Bildung etc. Erst nach und nach sieht man die vorgestellte Welt mit anderen Augen und es geschehen Dinge die auch Cassias Blick verändern. Dies mitzuerleben war eine wahnsinnig spannende, teils beunruhigende und einem nahgehende Erfahrung. Dieses Buch punktet nicht durch Spannung, Actionreichtum, Schnelligkeit. Sie punktet damit wie man Cassias Weg und die Veränderung ihrer Wahrnehmung verfolgt und man ist erstaunt, welch kleine Dinge dazu führen.

 

Die Nebenfiguren sind gut ausgestaltet, bleiben teils (wie Cassias beste Freundin) allerdings etwas blass. Ich hatte etwas Sorgen wegen der Liebesgeschichte bzw. dass eine arge Dreiecksstory daraus werden könnte. Bisher hält sich das Ganze jedoch in Grenzen. Xander ist eine sympathische Person, Kys Anziehung auf Cassia aber auch völlig verständlich. Die sich anbahnende Liebesgeschichte ist dabei überhaupt nicht überhastet oder unrealistisch, sondern hat Zeit sich zu entwickeln und auf gemeinsamen Werten und verbrachten Zeiten zu bauen.

 

Neben dieser spielt auch die Familie um Cassia eine größere Rolle. Hier wurde ich besonders gegen Ende des Buches sehr überrascht! Hier wird ein großer Schritt gemacht, ohne dass es in irgendeiner Art ein großer Showdown wäre oder ich es als Cliffhanger bezeichnen würde!

 

Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen! Die Kapitel haben angenehme Längen. Für den ein oder anderen könnte sich die Geschichte durchaus ziehen – man muss sich schon wirklich auf die langsame Entwicklung einlassen, dann ist es jedoch wesentlich realistischer und gefühlvoller als viele andere Geschichten. Verbindungen zu „Tribute von Panem“ etc. habe ich nicht wirklich gesehen – klar es gibt ein mächtiges System, es sind Dystopien, es geht auch um Familie, Freundschaft, Liebe. Aber nichts was mich gestört hätte!

 

Erwähnen möchte ich noch, dass in diesem Buch auch Gedichte eine wichtige Rolle spielen und eine Art roten Faden bilden. Dieser Aspekt ist wahnsinnig schön und auch nachvollziehbar eingearbeitet und lässt einen darüber nachdenken, was Worte alles verändern können.

 

 

FAZIT:

Eine dystopische Geschichte rund um die Freiheit, ein mächtiges System, den Geist der Rebellion, die Macht der Worte und die Liebe. Für mich konnte sie vor allem durch das Miterleben der Veränderung in Cassia punkten und das daraus entstehende langsame Begreifen. Wer Action, Spannung und große Showdowns sucht ist hier falsch!