Rezension

der grandiose Abschluss einer fantastischen Trilogie

Die Vernichteten - Ursula Poznanski

Die Vernichteten
von Ursula Poznanski

Zitat:
„Es hat keinen Sinn, sie wollen das nicht hören. Sie wollen ihrem Elend Luft machen.“
(S.64)

„Draußen heulen die Wölfe, und während der Schlaf nach und nach mein Bewusstsein auslöscht, vervielfachen sich ihre Stimmen zu einem dämonischen Chor.“
(S.72)

„Wir liegen im Windschatten einer Mauer, über uns ragt ein halbes Dach in den Himmel. Wolken ziehen schnell vorüber. Als wären sie auf der Flucht wie wir.“
(S.112)

Inhalt:
Seit Monaten leben Ria und Tycho nun schon im Verborgenen in der Stadt unter der Stadt. Sandor versorgt die beiden mit Lebensmitteln. 
Dem Heilmittel gegen das Dhalion-Virus ist Ria bisher keinen Schritt näher gekommen. Die Zeit für Aureljo und Dantorian, die von ihrer Infektion nichts wissen, in Vienna 2 wird damit immer knapper. 

Die vermeintliche Sicherheit Rias und Tychos in den Katakomben ist trügerisch. Yann gelingt es, die ehemaligen Sphärenbewohner aufzuspüren. Das ist allerdings noch nicht alles. Durch seine geschickt eingefädelte Intrige werden sie vor ein Tribunal gestellt und für schuldig befunden. Auch Sandor als Fürst des Dornen-Clans kann sie nur bedingt schützen. Er stellt sich offen auf die Seite der Lieblinge.

Dennoch werden sie aus dem Clan verbannt. An der Seite von Sandor und Andris treibt man sie nahezu schutzlos in die Wildnis. Ein Überleben scheint unmöglich. Denn nicht nur die Sentinel wollen sie töten; nun ist auch der Dornen-Clan auf der Jagd nach ihnen. Sie sind Freiwild. 

Und die Uhr für die Infizierten tickt unaufhörlich weiter.

Meinung:
„Die Vernichteten“ ist mit Sicherheit eines meiner am sehnlichsten erwarteten Bücher in diesem Jahr. Sehr gespannt habe ich gewartet, wie Ursula Poznanski ihre Trilogie zu Ende bringen wird. Von den Vorgängerbänden war ich bereits sehr begeistert bis hin zu überwältigt. Neugierig schlug ich das Buch auf und begann zu lesen.

Ich will nicht lange drum herum reden. Natürlich hatte mich die Autorin bereits nach wenigen Seiten wieder in den Bann ihrer Geschichte gezogen. Gewohnt zielsicher navigierte sie mich durch die Handlung und hielt den Spannungslevel konstant hoch. Mit steigender Seitenzahl las ich mich förmlich in einen Rausch. Ich fühlte mich emotional hin und her gerissen, folgte den Spuren und Hinweisen, die Ursula Poznanski für mich gelegt hatte. 

Aus Rias Sicht in Gegenwartsform geschrieben, wurden mir gelungene Einblicke in eine düstere Welt gewährt, die auch ohne übermäßige Beschreibungen sehr plastisch und vorstellbar auf mich wirkte. Gleiches gilt für die Charaktere. Authentisch dargestellt, konnte ich die Handlungen förmlich spüren und fühlte mich damit als Teil der Welt. Die Welt selbst ist trotz aller Kälte und Gewalt sehr faszinierend. Einerseits erfährt man Einzelheiten zu den nahezu auf Mittelalterniveau lebenden Clans in der Außenwelt, hat auf der anderen Seite mit den hochmodernen Sphären einen Kontrast, wie er größer nicht sein könnte.

Rias Selbstbewusstsein ist weiterhin ungebrochen. Voller Hoffnung sucht sie nach dem Heilmittel, um ihre mit Dhalion infizierten Freunde retten zu können. Doch langsam verliert sie ihren Mut. Alles scheint vorbei zu sein, als sie in der Stadt unter der Stadt von Yann aufgespürt werden. Yann, der still und im Geheimen schon lange gegen Sandor intrigiert. 

Anfangs steht Ria noch ein wenig im Schatten Sandors, was allein schon an den bestehenden Machtverhältnissen in der Außenzone liegt. Ria wirkt mitunter am Ende ihrer Kräfte, doch ihr Durchhaltevermögen lässt sie nicht im Stich. Die Zähne zusammenbeißend nimmt sie die Hürden, die sich ihr in den Weg stellen, wenn auch oftmals mit Unterstützung. Im weiteren Verlauf kann Ria ihre Stärken Schritt für Schritt wieder aufbauen und wächst letztendlich über sich hinaus. 

Sandor ist definitiv ein Schlüsselcharakter, der einer Geschichte aufgrund seiner starken Persönlichkeit entscheidende Richtungen und Wendepunkte gibt. Er vertritt seine Ideale und weiß, wo er seine Schwerpunkte setzen muss. Nichts bringt ihn von seinem Weg ab. Sein Durchhaltevermögen und seine Kraft nutzt er zielgerichtet ein und setzt Akzente. Sandor ist eindeutig ein Charakter, der einer Geschichte gut tut und wie ich ihn mag.

Alle in der Handlung vorkommenden Charaktere waren sehr vorstellbar und weckten verschiedene Emotionen in mir. Ich ließ mich von ihren Aktionen mitreißen, erlebte und überstand so manche Gefahr gemeinsam mit ihnen. Die Autorin entwickelte ihre Charaktere permanent weiter. Ich konnte spüren, dass sie vom Beginn der Geschichte an gereift sind.

Ursula Poznanski gelang es, durchgehend Spannung zu erzeugen und mich an die Seiten zu fesseln. Anklingende Ruhepausen verpufften innerhalb kürzester Zeit und die Leseeuphorie erreichte neue Höhen. Geschickt eingebaute Wendungen und Überraschungen schlossen so manchen Kreis und brachten mir entsprechende Erkenntnisse. 
Selbst mit mir sympathisch gewordenen Charakteren kannte die Autorin mitunter keine Gnade und ließ sie leiden. Natürlich gab es auch den einen oder anderen Verlust, der mich schier sprachlos zurück gelassen hat. Aber genau das macht diese einzigartige Trilogie letztendlich aus.

Das Ende gestaltete die Autorin der gesamten Trilogie entsprechend würdig. Auf ein großes Spektakel, spannungsgeladen und gewaltig, folgt eine sich langsam beruhigende Sequenz, die mich vollständig zufrieden stimmt. So kann ich das Buch nun zu seinen Vorgängerbänden ins Regal stellen kann und den Anblick der kompletten Reihe genießen.

Urteil:
Action, Spannung und gut durchdachte Handlungen bilden in „Die Vernichten“ ein Ensemble, das die Geschichte deutlich von der Masse abhebt und an Genialität kaum zu überbieten ist. Meine Lesestunden in der faszinierenden Sphärenwelt belohne ich deshalb mit 5 Büchern.

Für alle, die sich nicht mit dem Zweitbesten zufrieden geben und bei denen abgerundete Handlungen und Charaktere Voraussetzung für einen hohen Lesegenuss sind. Alle, die auf der Suche nach einer neuen Lieblingsreihe sind, sind hier goldrichtig.

Die Reihe:
1. Die Verratenen
2. Die Verschworenen
3. Die Vernichteten

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