Rezension

Der große Bruder - düster, beklemmend und aktuell!

1984
von George Orwell

Bewertet mit 5 Sternen

Orwells 1984 zeichnet ein Bild eines totalitären Gesellschaftssystems, in dem Menschlichkeit, Empathie und demokratische Werte der Gleichschaltung, Unterdrückung und Folter gewichen sind.

Im Mittelpunkt steht Winston Smith, der für die äußere Partei an der Umschreibung der Vergangenheit arbeitet.

Die Grundlagen dieses totalitären Staates sind u.a.

  • Neugestaltung der Sprache: Durch das Neusprech sollen Wörter wegfallen, die der Partei missfallen, die konträr zum System sind.
  • Man kann niemandem trauen, überall wird man (durch Mikrofone oder Teleschirme) überwacht. Selbst Familienmitglieder werden untereinander denunziert. → Hier fällt der berühmte, auch außerhalb des Buches bekannte, da für ein tolitäres System stehende Satz: „Big brother is watching you.“
  • Es gibt viel (und unsinnige) Arbeit, die die Menschen ermüden und davon abhalten soll, sich anderweitig Gedanken zu machen.
  • Gedankendelikte: Auch Gedanken gegen den großen Bruder und die Partei werden durch Beschattung aufgespürt und ausgemerzt.
  • Permanente Kriegsführung, trotz fehlender gewichtiger Gründe
  • Vaporisierung (d.h. Auslöschung) von unerwünschten Personen
  • Künstliche Knapphaltung von Lebensmittelrationen/Produkten des täglichen Bedarfs; diese dann schlechter Qualität
  • Nachträgliches Verändern der Vergangenheit durch Umschreiben der Pressemitteilungen, Geschichtsbücher etc.
  • Unterdrückung des Sexualtriebs und Ersatz durch sog. Hassminuten, in denen sich aufgestaute Frustration und Energie gegen einen gemeinsamen Feind richten.
  • Nur kleine "Annehmlichkeiten" für die Mehrheit der Bevölkerung, die ablenken sollen: Lotterie für die Proles: Lotterie; für die Mitglieder der äußeren Partei: Gin-Fusel, der einem in bestimmten Mengen alles egal werden lässt.

 

Der Roman hat mich spätestens im zweiten Teil nicht mehr losgelassen, trotz des relativ detailreichen und anstrengenden Schreibstils. Die sich wiederholenden Erläuterungen zur Geschichte der "Partei", zu Kriegsführung usw. fand ich auf Dauer etwas ermüdend.

Das Buch weist im zweiten Teil einige Längen auf, die unter anderem dadurch entstehen, dass die Hintergründe zur Kriegsführung der Partei mit anderen Staaten detailreich und repetativ beschrieben sind. Zudem ist die Darstellung so komplex, dass sich nicht alles beim überfliegenden Lesen erschließt.

Viele Handlungen werden hingegen spannend geschildert, unter anderem die Liebesbeziehung zu Julia, so dass ich nur so über die Seiten geflogen bin und das Buch nicht mehr weglegen wollte.

 

Fazit:

Ich bin sehr dankbar, dass ich 1984 durch die Leserunde kennen lernen durfte.

Der Roman bietet unendlichen Diskussionsstoff.

 

Dies ist keine leichte Lektüre, aber das düster-beklemmende Szenario hat mich sehr in den Bann gezogen und ich war bis auf wenige Ausnahmen gefesselt. Die Thematik ist aktuell und regt zum Nachdenken an. Daher spreche ich eine klare Leseempfehlung aus!

 

Mein bisheriges Lesehighlight 2017!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 02. März 2017 um 20:05

"Zudem ist die Darstellung so komplex, dass sich nicht alles beim überfliegenden Lesen erschließt.". Der Text möchte halt nicht überflogen werden, sondern aufmerksam aufgenommen werden ;-). Er ist aber schon etwas sperrig manchmal, das hast du wahrscheinlich gemeint!