Rezension

Der Himmel stürzt ein/Spannung zum Zerreißen

Hangman. Das Spiel des Mörders
von Daniel Cole

Bewertet mit 5 Sternen

          Entgegen anders lautender Meinungen bin ich davon überzeugt, dass der Leser zum besseren Verständnis vor dem „Hangman“ den Debütroman von Daniel Cole „Ragdoll“ gelesen haben sollte. Ansonsten wird es viel zuviel, was man in dieser Geschichte noch zusätzlich zu verarbeiten hat.
In 40 Kapiteln, über 473 Textseiten mit Prolog und Epilog geht es dermaßen zur Sache, dass ich manchmal Mühe hatte, die Geschehnisse richtig einzuordnen. Die Kapitel sind mit Datumsangaben, Uhrzeiten versehen, die in der Zeit vor- und zurückspringen und die Geschichte in weitläufigen Spannungsbögen ständig vorantreiben. Zudem werden die Morde in zwei Ländern, zwei Kontinenten begangen. Es ist so, dass die Geschehnisse zeitversetzt passieren, wie gespiegelt. Ist es in New York ein „Köder“, der getötet wird, findet garantiert in London eine „Puppe“ ihr grausames Ende. Das jeweilige Wort wurde in die Brust des Menschen geritzt. Durch den Toten an der Brooklyn Bridge wird der Bezug zum Ragdoll-Fall hergestellt. Wie hängt das alles zusammen? Das ist die große Frage, die mich über das gesamte Buch begleitete.

Zwei Special Agents von FBI (Elliot Curtis) und CIA (Damien Rouche) sollen im neuen Fall mit Detective Chief Inspector Emily Baxter von der Londoner Metropolitan Police zusammenarbeiten. Emily hatte maßgeblich zur Auflösung der Ragdoll-Morde beigetragen. Diese drei Polizisten sind sehr spezielle, aber weitgehend authentische Vertreter ihrer Zunft. Elliot Curtis geht genau nach „Buchstaben und Gesetz“ vor, während Baxter und Rouche unkonventionelle Wege bevorzugen. Ihre Charaktere sind vielschichtig angelegt. Emily Baxter ist in diesem Band noch unzugänglicher, komplizierter, misstrauischer (selbst gegenüber ihrem Freund Thomas). Die Erfahrung, dass mit Damien Rouche irgendetwas nicht stimmt, teilte ich mit Baxter. Trotz seiner vielen „Macken“ mochte ich diesen Ermittler sehr und hoffe, dass er nicht tot ist und im nächsten Thriller von Cole genau wie Wolf wieder „aufersteht“. Dass der junge Edmunds wider Erwarten eine große Rolle in der Auflösung des Falles spielt, freute mich sehr. Dieser Protagonist ist eine wertvolle Bereicherung in der Reihe der auftretenden Personen.

Fazit:
Für mich erfüllte „Hangman“ alle Erwartungen an einen Thriller. Das heißt: eine Spannung zum Zerreißen, Elemente des „Mistery“ (bspw. die Szenerie im alten Theater), viele Cliffhanger (u. a. versteckte Bezüge zum vorherigen Fall), anregende, unterhaltsame, spannende Protagonisten. Die Handlung verläuft abwechslungsreich, hat überraschende Wendungen und ist unheimlich, gruselig und furchteinflößend.
Aufgefallen sind mir auch die realen Bezüge zu Terroranschlägen in London und Norwegen. Insgesamt gesehen eine Geschichte, die nachdenkenswert ist und nicht nur zur Unterhaltung gelesen werden sollte.

Vor allem für Thrillerfans bewerte ich „Hangman“ mit fünf von fünf Sternen.