Rezension

Der intensive Genuss der letzten Tage

30 Tage und ein ganzes Leben
von Ashley Ream

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein wirklich gelungener Debütroman! Traurig und anregend zugleich

Noch 30 Tage gibt sich Clementine, um ein allerletztes Mal ihr Leben voll auszukosten und um es nun endgültig zu beenden. Denn die als erfolgreiche Künstlerin bekannte Clementine erlebte neben den Höhenflügen ihres künstlerischen Schaffens auch die pechschwarzen Tiefen von Depressionen. Unfähig diese einzige Berg-und-Tal-Fahrt weiterhin fortzusetzten, die sich ihr Leben nannte, beschließt sie ebenjenes zu beenden. Innerhalb von 30 Tagen kauft sie sich eine Grabstelle samt Sarg, besorgt sich illegal Betäubungsmittel, verschenkt sogar ihren innig geliebten Kater und versucht mit ihrer größten Wunde im Leben abzuschließen: Dem im Kindesalter davongelaufenen Vater.
Nicht ein Wort hatte sie je von ihm erreicht, weder an ihren Geburtstagen, noch am Todestag der Mutter und kleinen Schwester. Verzweifelt versucht sie diese letzte große Frage zu entwirren, denn Clementine will in Frieden mit allem aus ihrem Leben abschließen und dabei ihren Hinterbliebenen keinerlei Umstände bereiten..
Ashley Roam hat mich mit diesem Debütroman an sich gerissen, jeden einzelnen von Clementines 30 Tagen intensiv nachempfinden lassen und bis zuletzt im Ungewissen schmoren lassen. Zugegebenermaßen ist die Geschichte außerordentlich eigenwillig, nicht zuletzt wegen der ungewöhnlichen Protagonistin, und gefällt dadurch nicht unbedingt der breiten Masse, ist nach meiner Meinung aber gerade deshalb umso lesenswerter. Geschichten ohne Ecken und Kanten, die stets nach Schema F verlaufen, gibt es genügend. Diese hier ist anders, schert sich stellenweise nicht um die Meinung des Lesers und macht ihr Ding, wenn man Romanen denn ein Eigenleben eingestehen will. Dabei fällt vor allem der erfrischende Schreibstil auf, anbei mit etwas schrägem Humor und einer depressiven Protagonistin, die nicht authentischer sein könnte. Entweder hat die Autorin sehr gut recherchiert oder gar selbst damit Erfahrung gesammelt. Auch Katzenliebhaber kommen voll auf ihre Kosten, denn der beschriebene Kater ist mit seinen Macken und Eigenarten einfach nur typisch Katze und schlichtweg liebenswert. Mir selbst tat deshalb die Stelle weh, als Clementine das Tier dann abgab.
Abschließend kann ich nur noch sagen, dass der Roman die teils sehr schlechten Bewertungen auf Amazon und co nicht wirklich verdient. Mögliche Interessenten sollten sich davon nicht abbringen lassen und wenigstens einen Versuch starten herauszufinden, zu welcher Fraktion man gehört. Mich zumindest hat er sehr beeindruckt.