Rezension

Der Klappentext verrät alles

Der Baum der verborgenen Erinnerungen
von Keigo Higashino

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der junge Reito hatte nicht unbedingt den besten Start ins Leben. Seine Mutter, eine Bardame, starb, als er noch ein Kind war und so wuchs er bei seiner Großmutter in Armut auf. Um mehr Geld zu verdienen, geriet er schließlich auf die schiefe Bahn. Doch nun, im Gefängnis, kontaktiert ihn seine Tante, die er bisher nicht kannte und macht ihm ein Angebot: wenn er von nun ein Leben ohne Kriminalität führt und sich um den Schrein der Familie kümmert, bezahlt sie all seine Schulden. Zu dem Schrein gehört auch ein mächtiger Kampferbaum, der ein Geheimnis verbirgt.

„Der Baum der verborgenen Erinnerungen“ ist der erste Band einer neuen Reihe des bekannten japanischen Autors Keigo Higashino. Im Original liegen bereits zwei Bände vor, die deutsche Übersetzung verfasste Yukiko Luginbühl. Die Handlung wird aus der Sicht von Protagonist Reito in der dritten Person und der Vergangenheitsform erzählt. Daher wissen wir (eigentlich) über das Rätsel des Kampferbaums immer nur so viel, wie der junge Mann selbst und erfahren außerdem einen Großteil seiner Gedanken.

Eines vorweg: Es stört mich ungemein – und ich kann es auch überhaupt nicht nachvollziehen – wenn ein Klappentext das gesamte Buch verrät. Der Roman macht über gut die Hälfte ein Geheimnis daraus, was es mit dem Kampferbaum und den magischen Fähigkeiten, die ihm zugeschrieben werden, auf sich hat. Der Klappentext? Der verrät es einfach sofort – warum entscheidet man sich so? Und im Prinzip verrät auch schon der Titel zu viel; eine einfache Übersetzung des japanischen, der in etwa „Der Wächter des Kampferbaums“ lautet, hätte genügt.

Ja, natürlich geht es in einer Geschichte nicht nur darum, was vor sich geht, sondern auch wie es geschieht und wie es Einfluss auf die Figuren nimmt. Da dass Erzähltempo jedoch ein sehr langsames ist, verdirbt die Tatsache, dass wir die wichtigste Auflösung schon im Voraus kennen, wirklich den Lesespaß, tut mir leid! Wer hier zugreifen möchte, geht am besten so uninformiert wie möglich in den Text. Die Beziehungen zwischen den Figuren und eine kleine spannende Wendung zum Schluss werten den Roman noch einmal auf.