Rezension

Der "Kleine"

Nashville oder Das Wolfsspiel - Antonia Michaelis

Nashville oder Das Wolfsspiel
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 4 Sternen

Für mich war "Nashville oder Das Wolfsspiel" das erste Buch der Autorin, obwohl ich "Der Märchenerzähler" schon recht lange auf meinem Reader habe. Über das Buch hatte ich schon so viel positives gehört, das ich sehr neugierig auf das neuste Werk der Autorin war, so dass ich mich aufLovelybooks.de  zu einer Leserunde bewarb. Die Leserunde ist noch nicht beendet, denn das Buch bietet sehr viel Möglichkeiten sich auszutauschen. Meine Meinung zum Buch ist ein klein wenig zwiegespalten, denn einerseits hat mir die Story rund um Svenja und Nashville sehr gefallen, aber andererseits gibt es mir viel zu viele Ungereimtheiten. Warum? Svenja ist 18 und studiert Medizin, was ja nicht verwerflich ist, aber da mein eigener Sohn im nächsten Jahr auch 18 wird,  kann ich mir einfach nicht vorstellen, das er soweit auf eigenen Beinen stehen kann und sich einem kleinen Jungen annehmen wird, den er kopfstehend in seinem Schrank findet. Nun ja, da es sich um eine fiktive Geschichte handelt, will ich es einfach mal so akzeptieren und nicht zerpflücken Eins möchte ich aber dennoch hinzufügen: Wäre ich Svenjas Mutter würde ich mich auf jeden Fall einmischen und die Dinge nicht einfach nur hinnehmen. Als Svenjas Vater würde ich nicht selbst mit in ein leerstehendes Haus ziehen, wo man seines Lebens nicht mehr sicher ist. Würde ich nicht mitbekommen, wenn meine Tochter plötzlich obdachlos wird? Würde ich nicht bemerken, das meine Tochter ihr Studium vernachlässigt um eine Mutterrolle zu übernehmen?

Vom Schreibstil ist das Buch wirklich gelungen, denn ich konnte förmlich durch die Seiten fliegen und die Geschichte genießen, die trotz meiner Fragen eine Menge Potential hat, welches meiner Meinung nach noch ausbaufähig war. Gerade das Ende hätte ich mir anders gewünscht und war irgendwie enttäuscht über das was "danach" geschehen wird. Auf der Suche nach dem Mörder / der Mörderin hatte ich einige in Verdacht und habe mich immer wieder neu orientieren müssen, bis ich dann auf die tatsächliche/n Täter/in gestoßen bin. Das Wie und warum wird erst nach und nach geklärt. Nashville selbst hat Dinge gesehen, die man einem kleinen Jungen niemals wünschen würde. Kein Wunder, das er am Anfang nicht spricht und immer wieder flieht. Es dauert lange bis wir als Leser dahinter kommen, was der Grund für seine Ausraster sind, warum er immer wieder verschwinden muss. Nashville habe ich gleich in mein Herz geschlossen, denn ich fühlte von Anfang an, das es für ihn eine Art Trauerbewältigung ist kopfzustehen, auf Bäume oder Dächer zu klettern oder eben auch Messer zu sammeln. Seinen Namen trägt er durch den Aufdruck auf seinem T-Shirt. Unter den Obdachlosen war er als "Der Kleine" bekannt. Nashville hat also noch nicht einmal einen richtigen Namen und das empfinde ich schon als sehr traurig. Svenja dagegen erscheint mir noch nicht fertig in ihrer Entwicklung und muss erst einmal zu sich selbst finden. Ob ihre Freunde und ihre wechselnden Sexbeziehungen dabei hilfreich sind?

Natürlich hat mir das Buch irgendwie gefallen, aber irgendwie fand ich es auch oberflächlich und unausgereift, was vielleicht auch an Svenja liegen könnte, deren Charakter ich auch nach beenden des Buches nicht einordnen kann.

Fazit:
Ich habe mir sehr viel von dem Buch versprochen und bin im Nachhinein doch eher verwirrt, denn da das Buch als Thriller betitelt wird, war er mir ehrlich gesagt nicht spannend genug, sondern spielte sich eher auf der Gefühlsebene ab. Natürlich reagiert jede/r anders auf das Buch und das ist auch gut so, aber ich bin doch sehr zwiegespalten, was das Bewerten des Buches betrifft, darüber werde ich erst noch brüten und vielleicht wird dann aus einer 3 Sterne Rezension doch noch eine 4 Sterne Rezension?