Rezension

Der kleine Nick lässt grüßen. Franzosen mögen so was. Wir auch.

Der Sommer mit Pauline - Ivan Calbérac

Der Sommer mit Pauline
von Ivan Calbérac

Bewertet mit 4 Sternen

Warum schämt sich mein Kind für mich? fragen sich manche Erwachsenen erstaunt. Na, weil ihr peinlich seid! Davon und von Liebe (oder auch nicht) handelt das ganz nette Jugendbuch, das man aber am besten liest, wenn man zur Betroffenengruppe gehört (oder auch nicht).

Ivan Calbérac hat in seinem von mir als Jugendroman eingeordneten Roman eine Jugendliebe geschildert, die keine Erfüllung findet und dennoch bittersüß ist, wie es im Alter von Jugendlichen ganz normal ist. „Der Sommer mit Pauline“ ist kein ganzer Sommer. Er entpuppt sich alsbald als kurzer Roadtrip nach Venedig. Im zweiten Teil fällt der Roman deshalb etwas ab, macht aber dennoch gute Laune!

Um eine witzige Note zu erreichen, bedient sich der Autor des altklugen Jugendlichen Emiles, der von den Widrigkeiten seines Zuhauses mit schönster Schnoddrigkeit berichtet, immer eins drüber, fast zynisch und dann doch wieder sehr liebevoll, was dem Buch seinen Pfiff gibt. Ohne den Erzähltons Emiles wäre das Büchlein nicht bemerkenswert. Die Franzosen mögen altkluge Spitzzüngler. Schon René Goscinny und Jean-Jacques Sempé haben mit dem kleinen Nick so einen kleinen Naseweis in die Herzen der Leserschaft gezeichnet – auch in meins.

So ist mir also Emile mit seiner Schnoddrigkeit bestens vertraut. Wie vielen Jugendlichen sind ihm seine Eltern peinlich. So ganz nebenbei schmuggelt Calbérac ein ernstes Thema ein. Emiles Vater ist bloss Vertreter, dazu laut und poltrig und seine Mutter geht mit der Schlapperhose aus dem Haus. Wie wird das auf Pauline wirken, Tochter aus gutem Haus? Die ihn zum Konzert nach Venedig eingeladen hat?

Beim Roadtrip passiert zu viel Absurdes, um das Geschehen interessant zu halten, da wird vom Autor dick aufgetragen. Der überzogene Raodtrip gibt Punkteabzug.

Allzuviel muss man aber nicht abziehen, da die Sprache stimmt, man niemals gierig nach Luft schnappt und humorig zu schreiben schwer ist. Schwerer als Drama, wenn wir ehrlich sind und Ivan Calbéracs Protagonisten im Großen und Ganzen sehr hübsch rüberkommen. So ist „Der Sommer mit Pauline“ eine hübsche, leichte Sommerkomödie, vor allem für Jugendliche, denen ihre Eltern gerade megapeinlich sind, aber auch für Erwachsene, mit einem Schmunzeln zu lesen.

Fazit: Der Sommer mit Pauline hat sicher ein paar gestalterische Schwächen, ist aber dennoch recht vergnüglich. Ein Buch, das man vor dem Campingwagen lesen sollte. In der Sonne sitzend.

Verlag: Blumenbar, 2019
Kategorie: Jugendbuch. Humor.