Rezension

Der letzte Band – Krimi, Erotik und Drama in einem – too much.

Paper Palace - Erin Watt

Paper Palace
von Erin Watt

Bewertet mit 3 Sternen

Rich & famous war einmal, Freiheit kann man nicht kaufen, wer hätte das gedacht?

„Paper Palace – Die Verführung“ steht für den Abschluss der Paper-Triologie des amerikanischen Autorenduos „Erin Watt“. Der letzte Band erschien in Deutschland erstmals im Mai 2017 unter dem Verlagslogo von Piper. Inhaltlich stehen Ella und die Royals vor einer harten Bewährungsprobe. Reed steht unter dem Verdacht, die Verlobte seines Vaters umgebracht zu haben und Ellas verschollener Vater Steve taucht auf einmal auf. Wird die Familie zusammenstehen? Oder ist eine unheilvolle Zukunft vorprogrammiert? Ein neuer Kampf um Liebe und Freiheit beginnt.

Nach einem bösartigen Cliffhanger im letzten Teil konnte ich dem 3. Band nicht ausweichen. Das über 400 Seiten starke Softcover im silbrig-weißen Glitzerlook erwartete mich voller Hoffnung auf ein Happy End. Bisher war die Reihe für mich eine recht durchwachsene Autorenleistung mit einige Höhen und Tiefen, daher war ich umso gespannter wie sich der Abschluss nun entwickeln würde. Schon mal vorab gesagt: Die deutsche Übersetzung hinkt wirklich. „Neueste Neuigkeiten“ oder „Lasst uns uns setzen“ sind keine schöne Kombinationen. Nur Dank des lockeren, jugendlichen Schreibstil kann man darüber hinweg sehen. Inhaltlich schließt sich die Geschichte ohne Umschweife an den letzten Band an und sofort wird mit einem Verhör, dem überbezahlten Anwalt und zu harten Polizisten klar: Adieu Cinderellastory! Ich befinde mich zum Teil in einem Krimi, als Detektiv auf der Suche nach einem Mörder. Etwas ganz anderes. Ein anderer Schwerpunkt stellt die intensive Beziehung der beiden Hauptdarsteller Ella und Reed dar. Ihre Gefühle schäumen über vor Verzweiflung, Leidenschaft und der bitteren Erkenntnis, dass sie kaum eine Chance haben, den Kampf zu gewinnen.Trotzdem geben sie nicht auf und haben die wirklich tolle Unterstützung der Familie. Ihre Perspektive und der Zusammenhalt haben mich mitgerissen. Bis zu dem Punkt, an dem jedes wichtige Gespräch zwischen Ihnen unterbrochen wurde, weil sie übereinander hergefallen sind. Zwar ist es sehr lebendig beschrieben, aber erotische Spielchen hätten an anderen Stellen einen besseren Platz gefunden. Als wäre die Situation nicht schon aufgepeppt genug, bekommt der Leser noch Ellas wieder aufgetauchten Vater vor die Nase gesetzt. Er rückte recht spät ins Rampenlicht, da Ella „zwei Dramen“ nicht gleichzeitig verarbeiten kann. Verständlich, dass einem alles über den Kopf wächst. Steve O´Halloran selbst ist eine misslungene Figur. Geschäftsmann und milliardenschwer, benimmt sich wie ein jugendlicher Proll oder ein kontrollsüchtiger Übervater. Sorry, aber das ist gekünstelt. Sämtliche Begründungen wie „er hat ein Erziehungsbuch gelesen“, haben meinen Kopf auf die Tischplatte schlagen lassen. Auch andere Darsteller sind vom plötzlichen „Sinneswandel“ betroffen. Zum Beispiel Steve´s Ehefrau, die vom Biest zum ungewollten Schoßhund mutiert. Diese Mittel zu nutzen um Überraschungsmomente zu erwirken hat etwas von einer überdramatisierten Teenieromanze – nie langweilig, aber wenig Niveau. Weiterhin fiel mir auf, dass die Autoren versucht haben, Rückblenden einzubauen. Die Idee finde ich grundlegend gut, schließlich vergisst man das ein oder andere im Verlauf einer Reihe. Nur hat es nicht ganz gepasst. Ella und Reed „erinnerten“ sich in einer Form als wäre Ihnen bewusst, dass jemand ihre Geschichte liest. Es ist aber kein Tagebuch oder eine Biografie, sondern ein Roman. Schade. Am Ende hat man noch einmal alles versucht raus zu holen. Gefährlich, spektakulär und alle liegen gebliebenen Probleme wurden mit einem Schlag gelöst. Peng! Es blieb nichts offen und die Vermutung, die der Leser bezüglich des Mörders verfolgte, wurde bestätigt. Ein gelungenes Ende nach einer wieder durchwachsenen Achterbahnfahrt. Abschließend kann ich sogar sagen, dass man den Band auch für sich allein lesen könnte, da man der Geschichte gut folgen kann.

Fazit: Rasant, spannend und jugendlich, aber viele Ereignisse und Stimmungswechsel lassen es unrealistisch wirken.