Rezension

Der letzte Sommer

Sterben im Sommer - Zsuzsa Bánk

Sterben im Sommer
von Zsuzsa Bánk

Bewertet mit 5 Sternen

Zsuzsa Bank, die ich seit ihrem Roman „Helle Tage“ sehr schätze, hat mich mit ihrem neuen Buch tief berührt.

Wie der Titel schon sagt, kreist es um den Tod ihres Vaters. Wie jedes Jahr will er mit seiner Familie die Heimat Ungarn sehen, ein Sommer im Dorf, die Wärme spüren, die Gerüche atmen, die Erinnerung aufleben lassen. Doch er wird krank und nun beginnt eine Odyssee für die Autorin und die Familie. Zuerst das Krankenhaus gleich hinter der österreichischen Grenze, da fühlt man sich besser aufgehoben, als in einer ungarischen Klinik. Dann nach bangen Wochen der Transport ins Uniklinikum Frankfurt, immer mit dem Wissen, dass die letzten Tage angebrochen sind. Vor dem Sterben, beim Sterben, nach dem Sterben – sie erzählt von Gefühlen, Ängsten und Überforderung. Gleichzeitig blättert sie das Leben der Eltern auf, die nach dem Ungarn-Aufstand nach Deutschland flohen und eine neue Heimat fanden ohne die alten Bindungen je kappen zu können.

Auch wenn die Klinikszenen manchmal kaum auszuhalten waren, wenn Frau Bank offen von der Überforderung des Personals spricht, von unsensiblen Ärzten berichtet, die wenig Zeit für den Patienten und die Angehörigen finden. In der Maschinerie des Klinikbetriebs bleibt die Menschlichkeit oft auf der Strecke.

Trotz des ernsten Themas schwingt eine spätsommerliche Stimmung durch das Buch, manchmal traurig und fast immer melancholisch, doch auch mit der Gelassenheit, die schöne Erinnerungen mit sich bringen. Es ist ein autobiografischer Bericht, in einer wunderbar sensiblen Sprache erzählt, die mir ein Genuss war. Ich habe das Buch mit großer Empathie gelesen, es hat mich angerührt, doch wurde es nie sentimental.