Rezension

Der Letzte von uns

Der Letzte von uns - Adélaïde de Clermont-Tonnerre

Der Letzte von uns
von Adélaïde de Clermont-Tonnerre

Die Suche nach den eigenen Wurzeln führt einen erfolgreichen New Yorker Unternehmer bis in die letzten Kriegsjahre nach Deutschland.

Die Handlung des Romans spielt parallel auf zwei Zeitebenen. Die eine Zeitebene bilden die letzten Kriegstage und die unmittelbare Nachkriegszeit in Deutschland und den USA. Die zweite Zeitebene ist Manhattan der 70er Jahre. Welche Verbindung gibt es zwischen Wern, der in New York lebt und Deutschland? Warum bricht Rebecca den Kontakt ab? Was verbindet die Familien miteinander? Was ist im Krieg passiert, das bis in die heutige Zeit nachwirkt?

Der Titel „Der Letzte von uns“ und die zwei Zeitebenen werfen jede Menge Fragen auf, auf die ich mir Antworten erwarte. Der Klappentext machte mich neugierig und ich hoffte auf ein interessantes und spannendes Buch, das sich mit dem Thema Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Leider wurden meine Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Die Liebesgeschichte zwischen Wern und Rebecca so detailliert darzustellen, als wäre es ein Liebesroman, ist fehl am Platz. Weniger wäre mehr gewesen. Die Liebesgeschichte als Rahmenhandlung zu wählen, hätte vollkommen genügt. Interessant und spannend erzählt wird die Gegenwart erst im letzten Drittel, als sich Wern der Vergangenheit stellen muss.

„Der Letzte von uns“ konfrontiert den Leser mit der Frage, wie geht jemand mit seiner traumatischen Vergangenheit um? Ermöglicht der Wunsch nach Rache das Weiterleben oder zerstört er die Zukunft? Oder ist es besser, die Gerechtigkeit walten zu lassen?

Der historische Teil wird mitreißend erzählt, wobei sich Fakten und Fiktion vermischen. Der Pionier der Raumfahrt, Wernher von Braun und seine Rolle unter der nationalsozialistischen Herrschaft sind bis heute umstritten. Erst nach seinem Tod wurde seine SS-Mitgliedschaft bekannt.

Manhattan der 70er Jahre

Die Autorin lässt Werner sehr ausführlich in der Ich-Form über die Begegnung mit seiner großen Liebe Rebecca und das pulsierende Leben Manhattans der 70er Jahre erzählen. Die Liebesgeschichte ist sehr detailliert herausgearbeitet und hätte einen eigenen Liebesroman füllen können. Die Beschreibungen der Künstler- und Partyszene in Manhattan sind lebendig geschildert. Lauren, Werns jüngere Schwester, bringt als 68er-Anhängerin frischen Wind in die langatmig erzählende Liebesgeschichte.

Deutschland 1945

Parallel zu den Geschehnissen in New York erzählt Martha Engerer ihre bewegende Geschichte einer Flucht und eines Neuanfangs. Die Geschichte der Martha Engerer, die alles unternimmt, um Werner in Sicherheit zu bringen, ist sehr fesselnd und emotional geschrieben. In Rückblicken erzählt Martha über das Schicksal der Familie Zilch. Sie schildert ihre Flucht mit dem ein paar Tage alten Baby quer durch Deutschland und wie sie nach Amerika gekommen ist.

Meine Leseempfehlung:

Der Roman “Der Letzte von uns” erfüllt nicht die Erwartungen, die die Buchbeschreibungen wecken. Die Autorin versucht zwei Bücher in einem zu schreiben. Die ausführliche Liebesgeschichte von Werner und Rebecca ist jedoch fehl am Platz. Weniger wäre mehr gewesen.

Marthas bewegende Geschichte einer Flucht und eines Neuanfangs wird sehr fesselnd und lebendig erzählt. Diese Zeitebene macht das Buch für diejenigen interessant, die sich für die Geschichte der letzten Kriegstage interessieren.