Rezension

Der Lügenbaron

Münchhausenwut - Deborah Emrath

Münchhausenwut
von Deborah Emrath

Bewertet mit 3 Sternen

~~Das beschauliche Bodenwerder ist erschüttert. Ausgerechnet am Münchhausenbrunnen wird die Leiche von Dr. Ebelski gefunden. Der war nicht nur als Gynäkologe bekannt, sondern vor allem durch seine Titelrolle im Münchhausen-Musical, das Bodenwerder zu ein wenig überregionalem Ruhm verhelfen sollte.
Als die junge Kommissarin und zur Zeit allein erziehende Mutter Emma Sandford zu ermitteln beginnt, hat die öffentliche Meinung allerdings schon einen Täter ausgemacht. Mario Bergstedt, ein junger Schauspieler hatte ebenfalls fest mit der Titelrolle und einem Engagement gerechnet und war deshalb sehr wütend auf seinen Konkurrenten.

Dieser, mit knapp 250 Seiten nicht sehr umfangreiche Krimi, nutzt die Münchhausen Stadt als farbigen Hintergrund und es ist ein wirklich witziger Einfall das Opfer auch mit dem „Lügenbaron“ in Verbindung zu bringen. „Lügenbaron“ lautete auch die letzte Textnachricht, die Ebelski bekam und Absender ist der Hauptverdächtige Bergstedt.

Emma Sandford als leitende Ermittlerin ist eine angenehm gezeichnete Protagonistin, die ganz zeitgemäß versucht, Beruf und Kind unter einen Hut zu bringen. Aber sonst sind ihre Handlungen nicht immer sehr realistisch. Sie befreundet sich in wenigen Tagen eng mit der Mutter des Hauptverdächtigen und konfisziert vertrauliche Patientenakten ohne jeden richterlichen Beschluss. Ich finde zwar, dass in ein Krimi nicht unbedingt den Polizeialltag detailgetreu abbilden muss, aber in groben Zügen sollte er schon der Wirklichkeit entsprechen.

Es hat mir gut gefallen, wie die Autorin Vorverurteilung und Häme schildert. Geschürt aus dem Kollegenkreis, von der Ehefrau des Getöteten weiter getragen, wird aus einem vagen Verdacht schon ein Urteil. Emma Sandford behält da den kühlen Kopf und ermittelt unbeirrt auch in andere Richtungen.
Deborah Emrath schreibt unterhaltsam und flüssig, aber nicht immer fand ich alle Handlungen ganz schlüssig und die Figurenzeichnung ist mir manchmal zu holzschnittartig geraten. Gerade die frische Witwe Ebelski-Heine ist da ein Paradebeispiel.

Ein typischer „Provinz-Krimi“ mit Charme, der die Münchhausen-Stadt ins Licht rückt, amüsant und recht spannend zu lesen. Genau das Richtige für eine Krimipause zwischendurch.