Rezension

Der Marsianer lässt grüßen und liest lieber etwas anderes.

Das Objekt - John Sandford

Das Objekt
von John Sandford

Bewertet mit 2 Sternen

Der Marsianer lässt grüßen und liest lieber etwas anderes.

Inhalt: Ein außerirdisches Raumschiff wird entdeckt, das im Orbit eines Saturn-Mondes stehenbleibt und wieder wegfliegt. Sogleich rüsten die USA und China Raumschiffe aus und ein Wettrennen zu jenem Mond beginnt.
Wer ein wissenschaftlich korrektes und gleichzeitig spannend-lustiges Sci-Fi-Buch lesen möchte, sollte zuerst zum Marsianer greifen. Wer hingegen ein tolles Sci-Fi-Buch über einen Erstkontakt lesen möchte, sollte sich Allen Steele, Spindrift gönnen.
Wir müssen schon ehrlich sein und sagen, dass das vorliegende Buch eines jener Werke ist, die nur verfasst werden, weil etwas anderes ein Besteller wurde und man auf jenen Erfolgszug aufspringen wollte. Das bedeutet aber nicht, dass das Buch automatisch gut oder schlecht ist.
Wie also auch beim Marsianer wird hier versucht wissenschaftlich korrekt zu arbeiten und sehr viele Stilelemente wurden von dort direkt übernommen. Das klingt ja grundsätzlich mal ganz interessant, wenn man aber sieht, welche Charaktere da zum Saturn geschickt werden, merkt man sofort, dass hier ein Thriller-Autor am Werk ist und kein Wissenschaftler. Vollständiger Realismus ist also schon bald flöten gegangen. Wenn die Charaktere doch wenigstens interessant wären, aber nein. Da gibt es den Standardschönling, der mit fast allen Frauen der Uni schläft und sie finden ihn so sexy, weil er ein dunkles Geheimnis hat, aber niemand weiß, welches. Oh Gott, wenn ich so etwas schon höre. Als Redakteur würde ich so ein Manuskript sofort in den Müll werfen, außer es handelt sich um einen Agenten-Thriller oder ein Action-Abenteuer mit männlichem Zielpublikum. Aber doch nicht in einem Sci-Fi-Buch, das Realismus anstrebt. Und dann noch der Anthropologe, der nicht gut genug für irgendeine Uni ist, aber weil er einmal ein Buch über Aliens geschrieben hat, wird er von der Regierung angeheuert zum Saturn zu fliegen. Wirklich?! Ich finde sämtliche Charaktere unsympathisch und teilweise unlogisch.
Die Reise selbst ist recht spannend, aber was sie auf dem Mond dann finden ist einfach lächerlich. Dafür so viele Seiten zu verschwenden hat mich echt geärgert. Und auch der Konflikt mit den Chinesen entpuppt sich dann als sehr langweilig.
Ein großes Problem sind auch die langen, verschachtelten Sätze, die vor allem in den ersten Kapiteln den Lesefluss stark behindern, da man da drei Mal lesen muss, um es zu verstehen. Da gebe ich aber auch der Übersetzerin Schuld, dass sie da keine Erleichterung reingebracht hat. Es wird bald besser und der Stil wird recht flüssig. Warum hat man dann nicht am Ende einfach noch Mal den Beginn überarbeitet?
Einer der Autoren ist übrigens auch ein Fotokünstler und er lässt sein Fachwissen hier ordentlich einfließen. Für mich sind das schon zu viele Details und es wird sehr langweilig. Hobbyfotografen aber könnten hier sehr wohl ihre Freude haben.
Fazit: Nein, das Buch kann ich nicht empfehlen.

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