Rezension

Der moderne Hund – Vom Wolf zum Kinderersatz

Darwins Hund - Bryan Sykes

Darwins Hund
von Bryan Sykes

Bewertet mit 4 Sternen

Schon der Titel verrät, dass es sich bei diesem Buch nicht um eine nette Geschichte à la Lassie handelt, sondern um die Evolution des Hundes (schließlich ist es Darwins Vierbeiner!). Und so stellt sich dann auch der Autor als Humangenetiker vor, der – so gibt er offen zu – absolut kein Hundefanatiker ist, die Thematik an sich aber aus Wissenschaftlersicht spannend fand.

Und so nähert er sich Darwins Hund also in drei Abschnitten: Das erste Drittel des Buches befasst sich mit den Vorfahren der Hunde – den Wölfen. Rudelstrukturen, biologische Weiterentwicklung, die Domestizierung und auch die – bis heute andauernde – Dämonisierung der Wölfe nimmt er dabei in den Fokus. Im zweiten Drittel steht die Entstehung der Spezies Hund und die ersten Zuchtanfänge im 19. Jahrhundert im Mittelpunkt. Dieser Abschnitt ist sehr wissenschaftsbiologisch, da Sykes darstellt, wie die genetische Identifikation von Rassen und die Erkennung von Krankheiten durch DNA-Mutationen untersucht und entdeckt wurden. Im letzten Drittel fragt Sykes – bzw. seine Frau Ulla – nach der emotionalen Bindung zwischen Hund und Besitzer. Wie weit würden Sie für Ihren Hund gehen? Sind Hunde Familienmitglieder? Werden Arbeitshunde anders geliebt als „Schoßhunde“? Und – so schließt sich der Bogen zur Genetik erneut: Würden Sie Ihren Hund klonen?

Aus dem Forschungsfeld des Autors ergibt sich auch der wissenschaftliche Fokus dieses Buches, nämlich die genetische Entwicklung des Wolfes zu der heute vorhandenen Rassevielfalt der Hunde. Ja, es mag stellenweise zu wissenschaftlich sein und so manch einem Hundeliebhaber zu trocken oder auch lieblos sein, aber dafür ist es eben auch eine objektive Betrachtung essen, was wir Menschen durch Zucht und genetische Selektion geschaffen und auch angerichtet haben.

Das Buch ist interessant für alle Hundefans, die ihren Vierbeiner mal aus einer anderen, rein (evolutions-)biologischen Perspektive betrachten wollen – auch wenn der eigene Couchpotato von heute eher weniger bis keine Schnittstellen mehr mit dem Wolf der Jungsteinzeit hat...