Rezension

Der Mut, man selbst zu sein

Die Lichter von Paris - Eleanor Brown

Die Lichter von Paris
von Eleanor Brown

Bewertet mit 4 Sternen

Eleanor Browns Die Lichter von Paris erzählt die Geschichte von Madeleine und Margie, zwei Frauen aus zwei Generationen, gefangen zwischen den Erwartungen, die an sie gestellt werden, und auf der Suche nach Selbstbestimmung, nach Liebe und nach Glück. 

Der Plot ist so simpel wie sofort einnehmend: Wir schreiben das Jahr 1999, die junge Madeleine ist unglücklich verheiratet und ihr Traum vom Malen ist mittlerweile wirklich nur noch ein Traum. Sie verbringt ihr Leben zwischen gesellschaftlichen Verpflichtungen und für sie unerfüllbaren Erwartungen - bis sie eines Tages die Tagebücher ihrer Großmutter Margie findet, die trotz 70 Jahren Zeitunterschied genau dieselben Probleme und dasselbe Schicksal zu haben scheint. Auch Margie hatte einst Träume und fühlte sich gefangen in den gesellschaftlichen Umständen, doch dann floh sie in die Pariser Boheme. Inspiriert durch ihre Geschichte entschließt sich schließlich auch Madeleine, ihr Leben in die Hand zu nehmen. 

Das Besondere an diesem Roman ist also vor allem die Erzählung in abwechselnder Perspektive. Insbesondere die Kapitel, in denen Margies Leben in den 1920er Jahren beschrieben wird, wecken die Sehnsucht nach Paris, nach Abenteuern und Freiheit. Nicht nur Margies Entwicklung, sondern auch die Menschen, denen sie auf ihrer Reise begegnet, sind wundervoll, authentisch und detailliert beschrieben. Hier schafft es Eleanor Brown, mich wirklich zu überzeugen. Ganz im Gegensatz zu den Kapiteln, in denen es um Madeleine geht - und das, obwohl doch die Geschichten beider Frauen so viele Ähnlichkeiten aufweisen. Aber die Figur Madeleine als moderne Frau hat mich durch ihr oft fehlendes Rückgrat und all die Rechtfertigungen zu oft frustriert. 

Nichtsdestotrotz hat mir Die Lichter von Paris sehr gut gefallen, einfach weil es eine Achterbahn der Gefühle war, mal lebensbejahend, mal traurig und herzbrechend, oft sehr nachvollziehbar. Aber am Ende steht vor allem eine wichtige Lektion: Um wirklich frei zu sein und uns selbst zu verwirklichen, müssen wir uns all den unrealistischen und ungewollten Erwartungen entledigen, und einfach nur für uns selbst leben. All das verpackt in dieser Familiengeschichte, die ja auch zum Teil historischer Roman ist, macht das Buch für mich sehr empfehlenswert. Kleine Abstriche bei den Charakteren, die teilweise sehr klischeebelastet waren und eine manchmal vorhersehbare Geschichte, führen insgesamt zu einem Punkt Abzug, schmälern jedoch den Lesegenuss nur unwesentlich.