Rezension

Der Muttertagsmörder

Muttertag - Nele Neuhaus

Muttertag
von Nele Neuhaus

Bewertet mit 5 Sternen

Der Zeitungszusteller muss eine schreckliche Entdeckung machen, denn er findet den 84-jährigen Theodor Reifenrath tot in dessen Haus, wo er anscheinend schon einige Tage liegt, da er sehr zurückgezogen lebte und ihn niemand vermisste. Als Kriminalhauptkommissarin Pia Sander mit ihrem Chef Oliver von Bodenstein am Tatort eintrifft, müssen sie eine weitere schreckliche Entdeckung machen, denn im Hundezwinger liegt nicht nur ein fast toter Hund, sondern es finden sich dort auch menschliche Knochen. Unter der darunter eingelassenen Bodenplatte werden zudem drei Frauenleichen gefunden. Schnell findet Pia heraus, dass Reifenraths Frau Rita vor 20 Jahren Selbstmord beging, und das Ehepaar über einen langen Zeitraum schwer vermittelbare Pflegekinder aufgenommen hat, nachdem ihre eigene Tochter an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Was hat es mit den toten Frauen auf sich, von wem sind die menschlichen Überreste im Zwinger? Was hat hinter den Mauern der gutbürgerlichen Fassade stattgefunden? Als noch mehr Leichen gefunden werdne, hat das Team um Bodenstein und Sander alle Hände voll zu tun, den Fall aufzuklären…

Nele Neuhaus hat mit ihrem Buch „Muttertag“ den 9. Fall um ihr Ermittlerteam Bodenstein und Sander vorgelegt, der von der ersten bis zur letzten Seite mit viel Spannung zu fesseln weiß und sehr komplex ist. Der Schreibstil ist flüssig, packend und diesmal vor allem atmosphärisch düster, der Leser kann sich einer dauerhaften Gänsehaut fast nicht erwehren immer mit dem Gedanken daran, dass die Autorin sich für ihre Geschichte einen authentischen deutschen Kriminalfall als Inspiration herangezogen hat. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von fast 40 Jahren und lässt den Leser schon im Prolog am ersten Mord teilhaben. Der Leser begleitet während der Lektüre nicht nur Sander und Bodenstein bei ihren Ermittlungen, bei denen sie von einem amerikanischen Profiler unterstützt werden, sondern bekommt auch die Sichtweise des Mörders exklusiv geliefert durch kursiv gedruckte Einschübe. Ebenfalls lernt der Leser die verschiedenen ehemaligen Pflegekinder kennen, die bei den Reifenraths untergebracht waren und aufgrund ihrer Erlebnisse alle irgendwie verdächtig erscheinen. Ein weiterer Erzählstrang handelt von Fiona und gibt zusätzliche Rätsel auf. Der Leser hat also alle Hände voll zu tun, unter Zeitdruck mit dem Ermittlerduo die Spuren zu verfolgen und dem Täter auf die Schliche zu kommen. Geschickte Wendungen der Autorin geben immer wieder Anlass, die Situationen neu zu überdenken und eine weitere Richtung zu verfolgen.

Wer die Serie um Sander und Bodenstein konstant mitverfolgt hat, wird sich freuen, altbekannten Charakteren wieder zu begegnen. Sowohl Pia als auch Bodenstein sind seit Jahren ein gutes eingespieltes Team, kennen die Stärken und Schwächen des anderen. Sie wirken lebensnah und authentisch, weshalb der Leser sich mit ihnen sofort wohl fühlt. In diesem Band gibt sich auch Pias Schwester, die Psychologin Dr. Nicola Engel, wieder die Ehre und sorgt für einigen Unterhaltungswert. Auch Pias Ex-Mann Henning Kirchhoff ist wieder mit von der Partie sowie der amerikanische Profiler Dr. Harding.

„Muttertag“ ist ein rundum gelungener spannender Roman, der den Leser an den Seiten kleben und die Nacht durchlesen lässt. Menschliche Abgründe, Miträtseln sowie eine schlüssige Auflösung lassen dieses Buch wieder zu einem Pageturner werden und den Leser mitreißen. Absolute Leseempfehlung für einen der besten Neuhaus-Romane!