Rezension

Der neue große Roman des Goncourt-Preisträgers Pierre Lemaitre.

Die Farben des Feuers - Pierre Lemaitre

Die Farben des Feuers
von Pierre Lemaitre

Bewertet mit 5 Sternen

Das spektakuläre Sittengemälde einer Gesellschaft, die sich mit Hingabe selbst zugrunde richtet. Als der berühmte Bankier Marcel Péricourt im Jahr 1927 verstirbt, steht seine Tochter Madeleine plötzlich völlig allein an der Spitze eines mächtigen Bankimperiums – in einer Epoche, in der Frauen selbst keine Geschäfte führen dürfen. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges regieren Habgier und Neid in den Straßen von Paris, und so bahnt sich ein Komplott an, um das mächtige Bankimperium Pericourt zu Fall zu bringen. Obwohl der Tod ihres Vaters Madeleine schwer erschüttert hatte, war sie überall, tatkräftig und verhalten, gab unauffällig Anweisungen, war auf die kleinsten Einzelheiten bedacht. Doch Alleinerbin Madeleine weiß die Verhältnisse in Europa für sich zu nutzen und dreht den Spieß kurzerhand um. Ein literarisches Epos voll leuchtender Charaktere und fiebernder Spannung. Schuld und Verdrängung, Angst, Scham und Lügen sind die zentralen Themen dieses Buches, dessen Autor mit großer Meisterschaft und bewundernswertem Gespür für Nuancen beklemmende Szenen und verstörende Entwicklungen schafft. Einfühlsam schildert er die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, geschickt entwickelt er eine spannungsgeladene Dramaturgie, bei der nichts dem Zufall überlassen wird, bis sich alles in einer äußerst überraschenden Volte auflöst. Fast unmöglich, sich dem Sog der Gefühls- und Gedankenwelt als Leser zu entziehen, Spannung, sprachliche Eleganz und psychologische Entfaltung in einem. Ein toller, erstklassig komponierter, und stellenweise fast Psychothriller. Eine klug konstruierte Geschichte, die sich wegliest wie nichts. Mit seinem ausgeprägten Gespür für Tempo und Gefühl rollt Pierre Lemaitre den Schicksalsfaden einer Tragödie ab. Bis zuletzt hält sich die Spannung. Ein beeindruckendes Zeitpanorama, eindringlich geschrieben von Pierre Lemaitre. Feinfühlig und dennoch schonungslos. Was für ein großartiger Roman!!!  Man ist zwischen Wut, Ekel, Verzweiflung, Staunen und kurzen Erholungspausen der Liebe und Freundschaft hin- und hergerissen. Lemaitre beschreibt das Leben der Vorkriegszeit ganz wunderbar, als hätte er es selbst erlebt. Er schreibt von Freundschaft, Ungerechtigkeit und den Dingen dazwischen. Ein ganz packendes, wunderbares, und wertvolles Buch - unbedingt lesen!