Rezension

Der neue Pötzsch - Spannend, sympathisch, skurril und großartig gelesen!

Das Buch des Totengräbers -

Das Buch des Totengräbers
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Der neue Pötzsch - Spannend, sympathisch, skurril und großartig gelesen!

"Das Buch des Totengräbers" wurde geschrieben von Oliver Pötzsch und ist als Hörbuch im Mai 2021 beim Verlag Hörbuch Hamburg erschienen.
Meine Rezension bezieht sich auf die gekürzte Version, die 13 Stunden und 35 Minuten Hörvergnügen bietet und von Hans Jürgen Stockerl gelesen wird.

Wien, 1893:  Inspektor Leopold von Herzfeldt , zuvor Untersuchungsrichter in Graz, arbeitet nun bei der Polizei in Wien und wird sofort mit einem brutalen Mord konfrontiert: Im Prater wird eine Dienstmagd tot aufgefunden, brutal ermordet und mit einem Holzpflock gepfählt.
Da die altgestandenen Wiener Kommissäre aber nichts von den modernen Ermittlungsmethoden des jungen von Herzfeldt halten, wird er aufs Abstellgleis geschoben und mit den Ermittlungen zu einem vermeintlich unspektakulären Selbstmord betraut.
Schnell gibt es aber weitere Opfer im Pfahlmörder-Fall, und so wendet sich Leo, dem das Ganze keine Ruhe lässt, an Augustin Rothmayer, seines Zeichens Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof. Er bittet ihn sozusagen um Amtshilfe, da er sich mit sämtlichen Todesarten, Verwesungsstufen uvm. perfekt auskennt.

Schnell wird deutlich, dass es sich um einen spektakulären Fall handelt, dessen Spuren strudelartig und rasant unter die Oberfläche der schillernden Großstadt dringen und so einiges an die Oberfläche wirbeln, was für ordentlich Furore sorgt...

Oliver Pötzsch hat mit "Das Buch des Totengräbers" einen großartigen historischen Krimi vorgelegt, der nicht nur spannend und unterhaltsam ist, sondern zugleich auch skurril und ungewöhnlich.
Der Autor greift hier einige Gegensätze auf und verdeutlicht diese durch seinen detaillierten, bildhaften und packenden Schreibstil, beispielsweise Tradition und Moderne, Aberglauben und Aufgeschlossenheit, Vorurteilen und Akzeptanz, schillernde Oberfläche und düstere Unterwelt.

Mich hat das Hörbuch sofort mitgenommen ins altertümliche Wien, ich konnte die Kaffeehäuser und Fiaker deutlich vor meinem inneren Auge sehen, den bunten Prater, aber auch die allgegenwärtige Armut, die Dirnen und den Zentralfriedhof.
Die Handlung fand ich sehr vielfältig, es gab einige wirklich gewaltige Überraschungen und es ist malwieder entsetzlich, bis in welche Kreise und Gesellschaftsschichten Verwerflichkeiten und Abscheulichkeiten sich ziehen.

Die mitwirkenden Charaktere sind einzigartig und bisweilen sehr eigenwillig und speziell.
Protagonist Leopold von Herzfeldt zeichnet sich anfangs durch eine deutlich spürbare Überheblichkeit aus, mit der er wohl versucht, mangelnde Erfahrung wettzumachen. Allerdings stösst er damit, insbesondere bei den neuen Kollegen, auf wenig Gegenliebe. Nach und nach lernt Herzfeldt dazu, erkennt seine Fehler und entwickelt deutlich weiter.
Der Totengräber Augustin Rothmayer ist eine recht schräge Figur, er schreibt neben seiner Arbeit noch an einem Almanach für Totengräber, der hochinteressante Details liefert. Unter der verschrobenen Oberfläche schlummert aber ein herzensguter, kluger Mann.
Auch sämtliche Nebenfiguren sind sehr unterschiedlich und facettenreich gestaltet, eine jede liebevoll ausgearbeitet.

Zitate aus dem Almanach für Totengräber gibt es übringens immer am Anfang der Kapitel, was mir sehr gut gefallen hat.

Dazu kam die Stimme von Hans Jürgen Stockerl, der mit seinem perfekten Wiener Dialekt und seinen vielfältigen Stimmlagen jedem einzelnen Charakter noch mehr Leben einhauchte, so wurde jede Figur  zu einem echten Unikat und das Buch zu einem großartigen Hörvergnügen!

Schade, dass es schon zu Ende ist, ich freue mich schon auf mehr...!

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