Rezension

Der nicht ganz so freundliche Mr. Crippen

Der freundliche Mr. Crippen - John Boyne

Der freundliche Mr. Crippen
von John Boyne

Inhalt

In "Der freundliche Mr. Crippen" geht es um die wahre Geschichte des Hawley Crippen, der seine Frau Cora ermordet und zerstückelt in seinem Keller aufbewahrt haben soll. Mit seiner Geliebten ist er auf der SS Montrose nach Kanada geflohen, um dort ein neues Leben mit ihr zu beginnen. Aber hat Mr. Crippen die fürchterliche Tat wirklich begangen?

Meine Meinung

John Boyne erzählt seine Geschichte aus zwei Perspektiven. Zum einen erfahren wir von dem Lebens- und vor allem Leidensweg von Hawley Crippen und zum anderen von den Geschehnissen an Bord der SS Montrose. Und auch wenn ich den Schreibstil von John Boyne sehr mag und er zugibt sich bei seiner Geschichte nicht vollends an die Wahrheit gehalten zu haben, bin ich dennoch ein wenig enttäuscht. Denn eigentlich kann er das viel besser.

Gerne möchte ich begründen, was mir weniger gefallen hat. Zum einen sind alle, aber auch wirklich ausnahmslos alle Frauen, unglaublich unsympathisch. Nicht eine der Damen kommt gut weg und gerade Cora ist die schlimmste von allen. Hawley Crippen ist das Opfer. Eigentlich schon sein ganzes Leben lang, wurde er doch auch schon von seiner überaus dominanten Mutter mehr schlecht als recht behandelt. Wer kann es ihm also verübeln, wenn er tatsächlich seine Frau ermordet haben sollte?

Desweiteren fand ich sehr unglaubwürdig, dass ein Inspector vom Scotland Yard sich in der im Buch beschriebenen unprofessionellen Art verhält. Meines Erachtens hätte es dieses Einschubs in der Geschichte nicht gebraucht.

Und dann das Ende. Ich weiß immer noch nicht warum sich der Autor für diesen Abschluß seines Buchs entschieden hat. Er zeigt auf den Seiten davor eine große Liebe auf, die sich dann schon fast in Richtung Gleichgültigkeit entwickelt. Ich will nicht spoilern, hätte von Ethel aber mehr als das erwartet.

Trotz dieser Kritik hat John Boyne mich jedoch auch über weite Strecken an sein Buch fesseln können. Es bietet auf den letzten Seiten und ganz besonders in Punkto Auflösung eine große Überraschung mit der ich nicht gerechnet hätte. Ein Tipp: man sollte das Buch besser lesen, ohne sich über die wahre Geschichte des Mr. Crippen zu informieren, da John Boyne sich nur in wenigen Details an die wahren Begebenheiten hält und dies zu noch größerer Enttäuschung führen kann, wenn man großen Wert auf eine gut recherchierte und der Wahrheit entsprechende Handlung legt.

Fazit

John Boyne lässt mich zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite mag ich seinen Schreibstil, auf der anderen gibt es in "Der freundliche Mr. Crippen" zu viele Punkte, die mir nicht gefallen haben und unglaubwürdig sind. Daher kann ich schweren Herzens nicht mehr als 3 Punkte vergeben