Rezension

Der nicht ganz so perfekte Sommer

Schallplattensommer -

Schallplattensommer
von Alina Bronsky

Bewertet mit 3 Sternen

Kennt ihr das Gefühl, das so im September langsam angeschlichen kommt, wenn die ersten Herbsttage morgens und abends spürbar sind? Dieses Gefühl, dass der Sommer sich langsam verabschiedet – und nicht das gehalten hat, was er noch im Mai, Juni versprochen hat? Weniger Sonne, weniger Tage im Wasser, weniger bleibende Erlebnisse? Irgendwie schon schön, aber nicht legendär? Das Gefühl hatte ich auf den letzten Seiten von Schallplattensommer. Schade eigentlich.

Maserati lebt bei ihrer Oma und schmeißt mal mit ihr, mal alleine, Omas Imbiss, das einzige Restaurant im kleinen Nest irgendwo auf dem Land, zwischen Seen, Kirsch- und Apfelbäumen. Sie geht nicht mehr zur Schule, geht nicht ins Internet, hat noch ein altes Klapphandy und ist auch sonst nicht der ganz typische Teenager. Am liebsten hat sie ihre Ruhe – bis Casper und Theo auftauchen.

Schallplattensommer ist eine Coming-of-Age-Sommergeschichte und eigentlich bin ich recht anfällig dafür. Der große Sommer, Hard Land, Man vergisst nicht wie man schwimmt – alle auf meiner Favoritenliste. Gefühlvolle, nostalgisch-angekitschte Geschichten, aber auch komplett für Erwachsene geschrieben, was vermutlich am Ende den Unterschied macht, denn Schallplattensommer ist mehr Teenie-Roman, richtet sich mehr an die junge Zielgruppe, die manche Aussagen und Wendungen eher nachvollziehen kann als jemand, der in den 90ern groß geworden ist.

Dabei ist das Buch überhaupt nicht schlecht. Maseratis Lebensgeschichte bleibt angenehm vage, sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft. Es gibt spannende, komplexe Figuren und manche, die nur am Rande auftauchen, aber dennoch eine besondere Präsenz haben. Es gibt kleine Dramen und schöne Momente. Stellenweise etwas Teenie-Kitsch. Aber so der richtige Funke, der den Sommer in Schwung bringt, die Arschbombe in den See bei Nacht quasi, das fünfte Kaktuseis am Nachmittag, den Sommerhit, den alle mitgröhlen, der fehlt.

Und so ist Schallplattensommer eher so ein kleines Sommerhoch im Frühjahr oder Herbst, eine nette, durchaus charmante Lektüre, aber dann doch eher nur so ein Sommer wie 2009, der auch 2008 oder 2010 hätte sein können, ohne richtige Präsenz im Nachklang. Und das ist, noch einmal, schade eigentlich.