Rezension

Der Papst als schrulliger Ermittler

Halleluja! - Johanna Alba, Jan Chorin

Halleluja!
von Johanna Alba Jan Chorin

Der Vatikan: kaum ein Ort, kaum ein Staat und kaum ein Museum ist wohl exklusiver. Nur wenige Menschen dürfen sich dort permanent aufhalten, die allerwenigsten wissen um die Geheimnisse, die dort verborgen sind. Das hat wohl dazu geführt dass sich Schriftsteller seit Ewigkeiten den Kopf darüber zerbrechen wie es dort wohl wirklich zugehen mag: sind alle Kardinäle intrigant? Der Papst nur eine arme Marionette? Und der Kammerdiener ein Fähnchen im Wind?  Die Phantasien reichen dann von Weltverschwörungstheorien (Dan Brown etc.) bis hin zu einer Entmystifizierung der Figur des Papstes (z.B. Robert Schneider: „Der Papst und das Mädchen“ etc.). Das vorliegende Buch ist eine Vermischung aus beidem und soll in erster Linie einen unterhaltsamen, wenn auch wahrscheinlich sehr weit an der Realität vorbeigehenden Einblick hinter die Mauern des Zwergenstaates liefern.
In „Halleluja-ein Papst Krimi“ ist Papst Petrus alles andere als ein strenger Wächter über die permanente Einhaltung der katholischen Lehre: er frönt lieber der Lebenslust, sei es nun durch Fußballschauen, Kaffeetrinken oder Schlemmen. Natürlich ist er lieb und fromm, aber von Politik und Strenge hält er herzlich wenig: was soll er sich mit mexikanischen Bischöfen abgeben wenn doch gerade Fußball-WM läuft? Außerdem ist er gerne inkognito in den Gassen Roms unterwegs – natürlich ohne Bodyguards, ja klar… Aber: „willing suspension of disbelief“ – dies hier ist ja auch kein Sachbuch über das Oberhaupt der Katholiken, sondern ein augenzwinkernder Häkelkrimi mit keinem geringeren als dem Papst als schrulligem Ermittler. Zur weiteren Handlung: es gab einen Anschlag. Kardinal Rotondo, Förderer und gewissermaßen „Erschaffer“ des Papstes Petrus, wurde in einer Marienkirche von einem herabstürzenden Engel niedergestreckt. Er hat den Anschlag zwar knapp überlebt, aber eins ist klar: jemand trachtete dem Kardinal nach dem Leben.
Obwohl das Buch ganz radikal alle Vorstellungen darüber aushebelt wie ein Papst zu sein hat, werden dennoch ein paar Klischees verbraten: es gibt den bösen Oberkardinal mit dem sprechenden Namen Oscuro, der gerne Papst geworden wäre und sich wie kein anderer zu diesem Amt berufen fühlt. Dann natürlich den wunderlichen Kunsthistoriker, der beim Aufklären der Symbolik helfen soll und selbst ein schreckliches Geheimnis mit sich rum trägt. Und natürlich auch die obligatorische Geheimgesellschaft mit Mönchen, die halt ein wenig anders sind und sich deshalb vom Vatikan abschotten.
Dass um den Papst herum die strenge Sittenwächterin und Nonne Immaculata (!!!) ihr Unwesen treibt ist schön, auch der Gedanke dass der Papst als Kammerdiener einen von Politik völlig unbeleckten umbrischen Jungmönch beruft, anstatt sich an die Linie des Vatikans zu halten. Außerdem ist seine Pressechefin eine wunderschöne Gräfin, die der Tradition zwar verhaftet ist, aber durch ihre Schönheit doch ein wenig Erotik in die alten Mauern Einzug halten lässt.
Ja, das alles liest sich wirklich gut, ist unterhaltsam und mal was Neues, aber von der Handlung her dennoch vorhersehbar. Der Charme des Buches liegt sicher in der von unorthodox bis klischeehaft einzuordnenden Zeichnung seiner Charaktere. Und: wer hätte gedacht dass einem der Papst sympathisch sein kann?
Man merkt übrigens nur sehr selten, dass das Buch von zwei Autoren verfasst wurde.