Rezension

Der Pfad der Selbstbestimmtheit

Die dunklen Pfade der Magie - A. K. Larkwood

Die dunklen Pfade der Magie
von A. K. Larkwood

Bewertet mit 3 Sternen

Wenn man heutzutage ein Gespräch über Religionen führt, kann es schnell hitzig und laut werden. Der Glaube an den christlichen Gott nimmt in meinem Umfeld eher ab als zu und es scheint eine Angst umzugehen, dass Christen Nicht-Christen sofort missionieren wollen. Das ist meiner Erfahrung nach eher nicht der Fall. Protestanten und Katholiken sind friedliche Gläubige, denen es um Gemeinschaft und Nächstenliebe geht. Mal ganz platt ausgedrückt. Undenkbar, dass sie ihre Kinder Gott als Blutopfer darbieten würden. In A. K. Larkwoods Roman „Die dunklen Pfade der Magie“ sind die Religionen vielfältig und von blutrünstigerer Natur. Die junge Csorwe lebt seit knapp 14 Jahren im Tempel der Stille und soll demnächst als auserwählte Braut ihrem Gott, dem Unaussprechlichen geopfert werden. So will es die Bestimmung und Csorwe kennt es nicht anders. Doch unmittelbar vor der ersten und endgültigen Begegnung mit dem Unaussprechlichen erhält sie unverhofft die Möglichkeit, sich für einen anderen Weg zu entscheiden und Csorwe ergreift die Chance auf ein Leben – allerdings nicht selbstbestimmt. Sie wird die Schwerthand des gestürzten Kanzlers von Tlaanthothe, Belthandros Sethennai und soll ihm zurück in sein Amt helfen. Zusammen bewegen sie sich durch viele fremde Welten auf der Suche nach einem uralten Artefakt der Macht.

Larkwood entwirft ein spannendes Fantasy-Universum, in dem verschiedenste Welten durch Tore in ein farbloses Labyrinth miteinander verbunden und dadurch zu bereisen sind. Es gibt Welten, die erloschen sind und langsam vom Labyrinth zersetzt werden. In den lebendigen Welten bringen Gottheiten Wohl oder Übel unter ihre Gläubigen. Magie existiert, ist aber kompliziert und zumeist an eine wankelmütige Göttlichkeit gebunden und die wiederum an ihren Thron. Für Csorwe und den Leser eine unübersichtliche Szenerie, die sich das unerfahrene Mädchen nach und nach für sich erschließt und in ihr zu einer souveränen Kriegerin entwickelt. Doch Csorwe ist immer im Auftrag von Sethennai unterwegs, dessen Aufmerksamkeit und Anerkennung ihr immens wichtig sind. Bis zu dem Tag, an dem sie eine Entscheidung gegen seinen Auftrag trifft und damit eine Kette von Ereignissen in Gang setzt, die für sie alles verändern werden.

Mir gefällt Larkwoods Erzählstil. Sie ist perspektivisch ganz dicht an ihrem Hauptcharakter Csorwe und baut die Figur auf ihrem unerwarteten Weg ganz langsam auf. Durch ihre Augen und in ihrem Tempo, von rasant bis Zeitlupe ist alles dabei, entdeckt auch der Leser dieses Universum und seine Charaktere. Zeitsprünge straffen die Handlung, die Figuren changieren munter zwischen Eindimensionalität und Tiefe, und Diversität wird von Beginn an in die Geschichte eingebunden. Mir gefallen auch die blinden Flecken, die Larkwood in ihrem Roman dem Leser und seiner Fantasie überlässt. So erhält sich die Autorin noch viele ungeklärte Punkte, an denen sie in weiteren Teilen ansetzen kann.