Rezension

Der Professor und das Puzzle "Alice"

Wer war Alice
von T. R. Richmond

Bewertet mit 4 Sternen

Viele Bruchstücke ergeben ein Ganzes nur, wenn sie richtig herum gedreht werden. Faszinierendes Spiel mit Wahrheit und Glauben.

 

Eine junge Frau stirbt, und ein Mensch, der ihr nahesteht, versucht, sie ein bisschen unsterblich zu machen und Informationen über sie zusammenzustellen..

Bis zum Schluss soll der Leser nicht nur dessen Rolle in ihrem Leben hinterfragen, sondern auch daran rätseln, wie genau sie zu Tod kam – war es Unfall, Selbstmord, wurd sie getötet?
In diesem Buch soll es darum gehen [Zitat S.38]
"Einen Menschen aus solchen flüchtigen Splittern wieder zusammenzusetzen?"

Was in den ersten Kapiteln fasziniert: Es geht nur um ihr Leben, kein bisschen um ihren Tod. Was für ein Thriller wird es noch werden?
Fragment folgt auf Fragment, Tagebucheinträge, Internetschnipsel, Briefe in nicht chronologischer Reihenfolge ziehen sich  zusammen wie eine Schlinge. Ist eine Bedrohung real? Sind es nur leere Worte?

Die Briefe des Professors, der dieses Buch über die Verstorbene zusammenstellt, nehmen immer mehr Platz ein.
Genau hierfür ziehe ich einen Punkt ab: Wir lernen ihn besser kennen als die Person, nach der das Buch benannt ist. Dennoch haben diese Briefe einen bestimmten Sinn:
Immer wieder gibt es ganz nebenher Hinweise zu Stellen, die vorher nicht zusammenpassten. Wirklich ein Puzzle.
Die Zeitsprünge sind anfangs schwer zu verfolgen; später waren die Teile leichter einzuordnen. Der Glaubwürdigkeit des Buchs hätte es gut getan, hätten nicht fast alle, deren Schriftstücke es ins Buch geschafft haben, in ihren Briefen dauernd die wörtliche Rede benutzt – für die Lesbarkeit allerdings war dies von großem Vorteil.
Mir hat das Buch gut gefallen; ich habe mit Scharfsinn versucht, des Rätsels Lösung vorher aufzudecken, und es ist mir nicht gelungen; der Leser wird mehrmals auf falsche Fährten gesetzt.