Rezension

Der Quatsch wird immer quätscher, bis er quietscht.

Aqua TM
von Jean-Marc Ligny

Bewertet mit 0.5 Sternen

Dabei hatte alles so gut angefangen in diesem 800 Seiten starken Wälzer. Ligny beschreibt eine Welt in den Jahren um 2030, in der die Klimakatastrophe zugeschlagen hat. Die Wüsten in Afrika und Amerika breiten sich aus, die Flüsse und Seen vertrocknen und in Europa toben schwere Unwetter, die alles zerschlagen und Häuser und Ernten unter Wasser setzen und vernichten. Flüchtlingströme lassen das politische Gefüge wanken und die Reichen retten sich in gut abgeschottete Enklaven. Trinkbares Wasser ist zum höchsten Gut geworden und um seine Reserven entfachen sich erbitterte Kämpfe und Intrigen.

So natürlich auch um den Fund eines riesigen, unterirdischen Wasserreservoirs in dem von Dürre und Tod gezeichneten und völlig verarmten Burkina Faso. Eine Hilfsorganistaion aus Europa schickt eine Bohrausrüstung, Amerika schickt Agenten und Anwälte, um sich die Rechte an der Vermarktung zu ergaunern. China bietet seine Hilfe an, verspricht sich davon aber auch seine Vorteile. Soweit war alles plausibel und auch auf symphatische, weltumfassende Weise nachvollziehbar und spannend.

Bis der Einzelkämpfer und schwarzhaarige Hulk-Hogan-Verschnitt als Retter in allen Notlagen das Ruder (er heißt auch noch Rudy) übernimmt. Er mausert sich vom Opfer, welches bei einem Anschlag der "Göttlichen Legion" seine Familie verloren hat, zum militanten Alleskönner, der über Leichen geht. Er steuert nicht nur den LKW mit der Bohrausrüstung und überlistet in Luden-Manier das "blöde" Wüstenvolk, sondern schwingt sich auch zum Berater der Burkinischen Präsidentin auf, schlägt fast im Alleingang einen Putsch nieder und schafft es dann noch james-bond-mäßig das Böse zu besiegen - ach nein, ich vergaß, das war ein Blitzschlag und afrikanische Geisterweltbeschwörung. Aber zumindest mäht er eine Reihe alter Männer nieder, die zuviel Ku-Klux-Klan-Verschwörungstheorien intus hatten.

Die vielfältige Sichtweise des Autors auf die Auswirkungen einer sich grundlegend wandelnden Welt, verliert sich leider in schlecht, aber ausführlich beschriebenen Sexszenen, actionreichen Rumgeballere und aufständischen Indianern auf Pferden mit Pfeil und Bogen. (Wo die so schnell herkamen? Die haben bei Grabungen vielleicht das Kriegsbeil gefunden.)

Geärgert habe ich mich über die Personifizierung des Bösen als, in einem Rollstuhl sitzenden Klon-Sprößling eines Großindustriellen und seiner bis zur Schmerzgrenze naiven Gattin und einer völlig überdrehten Geistheilung einer schwangeren, krebskranken Frau... das Ende ist einfach im geschwurbelten Schwachsinn ausgeartet und ich war froh, als es vorbei war.

So einen guten Plot so hinzurichten, erfordert schon ein gewisses Maß an Skrupellosigkeit.

Kommentare

E-möbe kommentierte am 17. Dezember 2018 um 13:50

Den Titel finde ich ja gelungen - die Rezension auch.

Emswashed kommentierte am 17. Dezember 2018 um 15:43

Oh, für den Titel kann ich nix, da besitzt mein Mann alle Patentrechte.... aber für den Rest sag ich mal Dankeschön! Ich hoffe ich halte deswegen niemanden vom Lesen ab, denn das Buch hat ein paar Preise abgeräumt - unschuldig guck!