Rezension

Der Rabe auf seinen rubinroten Schwingen...

Saphirblau. Liebe geht durch alle Zeiten 02. - Kerstin Gier

Saphirblau. Liebe geht durch alle Zeiten 02.
von Kerstin Gier

Bewertet mit 5 Sternen

Drei Tage ist es her seit sich das Leben der 16jährigen Gwendolyn Shephard grundlegend verändert hat. Entgegen der jahrelangen Vermutungen ihrer Familie hat nicht ihre Cousine Charlotte das Zeitreise-Gen geerbt sondern sie. Anstatt also weiterhin mit ihrer besten Freundin Leslie Liebesfilme zu schauen oder stundenlang über Jungs zu quatschen, heißt es ab jetzt in der Vergangenheit umherzureisen und eine Mission zu Ende zu bringen. Das ist allerdings nicht ihr einziges Problem: Da wäre zum Beispiel ihr Zeitreisepartner Gideon, in den sie sich unsterblich verliebt hat, der sich ihr gegenüber jedoch total komisch verhält. In einem Moment küsst er sie leidenschaftlich nur um sie im anderen wieder links liegen zu lassen...Ja und dann wäre da noch der geheimnisvolle Graf von Saint Germain, der Gwendolyn und Gideon auf einen großen Ball eingeladen hat. Für Gwendolyn heißt das stundenlange, qualvolle Unterrichtsstunden über sich ergehen zu lassen, in denen sie alles über die Vergangenheit, die Geschichte und die Benimmregeln beigebracht bekommt. Und Menuett tanzen soll sie zu allem Überfluss auch noch lernen.

Als sich die Lage schließlich immer weiter zuspitz, muss sich Gwendolyn schnell über ihre Gefühle klar werden, denn sonst könnte das Böse bald die Überhand gewinnen...

Meine Meinung

Nachdem ich Rubinrot gelesen habe, musste ich danach selbstverständlich gleich auch zu Saphirblau greifen. Die Geschichte geht nahtlos weiter und knüpft an das Geschehen im vorherigen Band an, sodass man keine Probleme hat sich in die Handlung einzufinden. Zum Großteil ist das aber auch Kerstin Giers wunderbaren flüssigen und vor allem äußerst humorvollen Schreibstil zu verdanken. Man rast fast ohne Unterbrechung durch die Seiten und verfolgt gespannt jede einzelne Zeitreise, jeden einzelnen Dialog, jedes winzige Detail. Ja, ich kann jetzt schon sagen, dass die Edelsteintrilogie einen Platz unter meinen Lieblingsreihen verdient hat :)

Bereits im Prolog, der uns zurück in die Vergangenheit führt, wird eine gewissen Spannung aufgebaut, sodass man sich gleich mit voller Neugier auf die ersten Kapitel stürzt, die wie im Vorgängerband mit geheimnisvollen Gedichten und Dokumenten eingeleitet werden. Dort trifft man sofort auf Gwendolyn und Gideon, die mir so vertraut waren, als würde ich sie schon seit Jahren kennen. Gwendolyn weiß mit ihren ironischen Gedanken und Bemerkungen den Leser zum Lachen zu bringen, und wächst einem dadurch noch einiges mehr ans Herz.

Gideon…nun ja er und seine „Launen“ sind ziemlich schwer zu durchschauen. Zeitweise war ich sehr verwirrt von seinen Gemütsschwankungen und konnte Gwendolyn’s Unsicherheit wirklich gut nachvollziehen.

Wen ich noch gerne erwähnen möchte ist der kleine, süße Wasserspeiergeist (Entschuldige, Dämon!) Xemerius, der allein schon wegen seiner Sprüche der absolute Knaller ist. Egal in welcher Situation er hat mich einfach immer zum Lachen gebracht – ob es nun in die Situation gepasst hat oder nicht.

„Schleimer!“, sagte Xemerius, „Die Rothaarigen sind immer Schleimer, findest du nicht auch?“ (S.70)

Leider ist er nicht das einzige neue…Nein auf Gwendolyn wartet noch eine ganz andere Überraschung (wenn man in dem Fall davon reden kann): Damit sie lernt wie man sich im 18. Jahrhundert, speziell auf Bällen, richtig verhält haben die Wächter entschieden, dass ihre biestige Cousine Charlotte und Giordano (von Xemerius auch liebevoll die „Plusterlippe“ genannt) sie unterrichtet sollen. Doch anstelle ihr zu helfen, macht es den beiden viel mehr Spaß Gwen in jeglicher Situation bloßzustellen und ihr vor Augen zu führen, was für eine Versagerin sie ist…Bis Gwenny irgendwann die Nase gestrichen voll hat und sich an James, der Geist der in ihrer Schule herumwandelt wendet. Und auch Gideon übt mit ihr Menuette zu tanzen. - > Eine meiner Lieblingsszenen übrigens.

Gwendolyn und Gideon kommen sich im Verlauf dieses Bandes ziemlich nahe, allerdings weiß man nicht so genau was man davon halten soll, da Gideos Verhalten sehr widersprüchlich ist. In einem Moment küsst er sie leidenschaftlich, im nächsten ist er wieder total distanziert und würdigt sie keines Blickes. Ein ständiges hin und her, denn dieses Verhaltensmuster zieht sich bis zum Schluss gnadenlos durch. Die letzten Kapitel ließen mein Herz zentnerschwer werden, bis schließlich ein mieser, mieser Cliffhanger dem ganzen ein „kurzes“ Ende bereitet. Zum Glück habe ich Smaragdgrün bereits zu Hand, sodass es ohne Umschweifen weitergehen kann.

Insgesamt ist Saphirblau um einiges spannender, was hauptsächlich daran liegt, dass Gwendolyn und Gideon sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart vor einige gefährliche Herausforderungen gestellt werden. Zudem kommen eine Menge neuer Fragen auf, wovon nur ein Bruchteil beantwortet werden, die meisten wie z.B. die nach Gwendolyns Gabe bleiben weiterhin bestens gehütet und werden wahrscheinlich erst in Smaragdgrün aufgelöst werden. Auch welche Absichten der Graf von Saint Germaine (den ich übrigens immer noch nicht ausstehen kann), sowie Lucy und Paul verfolgen wird dort erst abzusehen sein. Ich habe zwar die eine oder andere Vermutung, aber ob die sich bewahrheiten werden, bleibt abzuwarten. 

Mein Fazit

Saphirblau steht seinem Vorgänger Rubinrot in nichts nach. Besonders wenn es darum geht ihre Leser zum Schmunzeln zu bringen, beweist Frau Gier ihren guten Sinn für Humor. Doch auch die Spannung kommt keineswegs zu kurz. Bereits im Prolog wurde meine Neugier geweckt, sodass ich fast ohne Unterbrechung durch die Seiten geflogen bin, um keine Zeitreise, keinen Dialog, kein einziges Detail zu verpassen. Mein Highlight war jedoch, das Auftauchen von Xemerius, der der ganzen Geschichte das gewisse Etwas verpasst hat.