Rezension

Der Rabe und die alten Frauen...

Der Kommissar und der Mörder vom Cap de la Hague - Maria Dries

Der Kommissar und der Mörder vom Cap de la Hague
von Maria Dries

Bewertet mit 3.5 Sternen

Hier gab es für meinen Geschmack zu viele Sackgassen - ein wenig Straffung hätte der Handlung gut getan. Ansonsten aber ein netter Krimi... *** ACHTUNG: Diese Rezension bezieht sich auf das gleichnamige ungekürzte Hörbuch, das hier leider nicht gelistet ist!

Philippe Lagarde, Lebenskünstler und Kommissar im Ruhestand, wird von einer jungen Frau aufgesucht, die behauptet, der Tod ihrer Großmutter vor fünf Jahren sei kein Unfall gewesen, sondern Mord. Sie habe einen Mann beobachtet, der fluchtartig das Haus verließ, nur habe ihr niemand geglaubt. Lagardes Interesse ist geweckt – vor allem, als sich wenig später eine ähnliche Tragödie wiederholt. Eine alte Frau stürzt mitten in der Nacht die Treppe hinunter – offenbar wurde sie vorher betäubt. Bald weiß Lagarde, dass er auf der richtigen Spur ist. 

Die Bände der Serie um Kommissar Lagarde höre ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit nicht in der chronologischen Reihenfolge, sondern querbeet. Dies ist aber kein Problem, da die Fälle in sich abgeschlossen sind, es kaum einmal einen Verweis auf einen vorherigen Band gibt und auch die Charaktere sich im Grunde nicht weiterentwickeln. Dies nur vorweg für alle, die Lust haben, mal in die Reihe hineinzuhören. 

Philippe Lagarde wird diesmal in einem Bistro von einem jungen Mädchen und ihrem Bruder angesprochen: sie bitten ihn, den Fall ihrer vor fünf Jahren verstorbenen Großmutter aufzuklären - dafür sind sie bereit, den Inhalt ihres Sparschweins zu opfern. Entgegen des Urteils der ortsansässigen Polizei, dass es sich bei dem Tod der Großmutter um einen Unfall handelte, behaupten die Kinder, am Tatort einen Mann weglaufen gesehen zu haben, der wie ein Rabe aussah. 

Der pensionierte Kommissar nimmt natürlich kein Geld von den Kindern, begibt sich aber - anfangs skeptisch - auf die Suche nach möglichen Anhaltspunkten. Doch erst als eine weitere alte Frau unter ähnlichen Umständen wie die Großmutter der Kinder zu Tode kommt, erwacht das Interesse Lagardes vollständig. Was hatten die beiden Toten gemeinsam? Wurde beim ersten Fall etwas übersehen? Und gibt es noch weitere Fälle, die den beiden ähneln?

Viele Fragen, denen Lagarde und seine Kollegen vor Ort nachgehen müssen. Parallel zu den Ermittlungen gibt es immer wieder Szenen, die dem Täter gewidmet sind. Ebenso wie die Ermittler weiß auch der Hörer recht früh, um wen es sich dabei handelt. Und auch das Motiv scheint zumindest für den eingefleischten Krimikenner nicht sonderlich schwer zu erraten. Das Problem ist, dass der Täter verschwunden ist und niemand zu wissen scheint, wo in Frankreich er sich nun gerade aufhält - und ob er schon seine nächste Tat plant...

Die Jagd nach dem Täter erscheint abwechslungsreich und führt Lagarde und seine Helfer an einige sehr schöne Plätze an der Küste entlang. Doch für meinen Gschmack gab es hier letztlich zu viele Sackgassen, so dass die Handlung im Verlauf doch einige langatmige Passagen aufwies. Auch gerieten die ansonsten beeindruckenden Landschaftsschilderungen teilweise etwas uferlos, was mich beim Hören doch einige Male abschweifen ließ.

Wie gewohnt, gibt es auch diesmal wieder Einblicke in das französiche 'savoir vivre', und wer Meeresfrüchte liebt, wird hier bei der Schilderung der diversen kulinarischen Köstlichkeiten auf seine Kosten kommen. Maria Dries hält diese Schilderungen im vorliegenden Band aber in einer guten Waage, so dass das Privatleben Lagardes zwar einfließt, aber keine dominante Rolle spielt.

Alles in allem eine angenehme Krmiunterhaltung, die mit der Schilderung schöner Landschaften, kulinarischer Leckerbissen und ein wenig Spannung als Würze einen Mix bietet, der sich hören lassen kann. Die Stimme von Bernd Reheuser passt zu der Vorstellung des Hauptcharakters, und entsprechend unaufgeregt erscheint auch sein Vortrag (ungekürzte Hörbuchfassung: 7 Stunden und 46 Minuten).

Ich bleibe weiter neugierig auf andere Folgen der Reihe!

 

© Parden