Rezension

Der Roman macht wütend

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit - Rebecca Michéle

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit
von Rebecca Michéle

Die Vergangenheit verbindet

✿ Kurz zur Geschichte ✿
Irland, 1912: Weil sie immer wieder gegen die Regeln verstößt, wird die junge Nonne Rose in ein Kloster nach Dublin versetzt, dem eine Wäscherei angeschlossen ist, die angeblich missratenen Mädchen Arbeit gibt. Rose erkennt schnell, dass die Magdalen-Frauen rücksichtslos ausgebeutet werden, Schläge und Misshandlungen sind an der Tagesordnung. Als Rose feststellt, dass die Magdalen-Frauen von Priestern missbraucht werden, lehnt sie sich gegen die Mutter Oberin auf und steht nun selbst unter strenger Bewachung. Zusammen mit zwei jungen Arbeiterinnen flüchtet Rose aus dem Kloster. Draußen erwartet sie allerdings kein besseres Leben, denn alle drei werden in die Wirren des irischen Freiheitskampfes verstrickt.
✿ Meine Meinung ✿ 
"Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit" ist ein Roman der wütend macht, der mich hat mit den Frauen mitleiden lassen, denn man möchte das Treiben hinter den Mauern des Klosters lauthals in die Welt hinaus schreien, um darauf aufmerksam zu machen. Ich bin ja durch viele Bücher, die ich schon gelesen habe, abgehärtet, aber hier musste ich den Roman an einigen Stellen erst einmal zur Seite legen und tief durchatmen. Unvorstellbare Grausamkeiten wurden unter dem Deckmantel der Katholischen Kirche und den "Barmherzigen Schwestern" den Frauen dort, in den Magdalen-Wäschereien, angetan. Man denkt, ach Gottchen, das war halt damals so, aber laut Recherche der Autorin, wurde das letzte Heim mit angeschlossener Wäscherei in Dublin erst 1996 geschlossen. Rebecca Michéle hat hervorragend nachgeforscht und das wird bestimmt nicht leicht gewesen sein. Sie kombiniert die historischen Fakten mit den eingebauten Geschichten von drei jungen Frauen, die sich in einem solchen Heim zum ersten Mal begegnen. Cindy und Fiona sind am selben Tag im Kloster angekommen und allein schon dieser Hintergrund lässt die beiden zu Freundinnen werden. Rose, die als junge Nonne, einen Tag später dort anfängt zu arbeiten, ist entsetzt, als sie sieht wie mit den "gefallenen Frauen" dort umgegangen wird und welches Leid sie ertragen müssen. 10-Stunden-Tage in der Wäscherei, offene Arme, aufgerissene Hände, wenig Nahrung, kratzige Kleidung, dazu seelische und körperliche Misshandlungen durch die Nonnen mit der Lederpeitsche. Sind Bischöfe und deren Entourage im Kloster zu Gast sind die Frauen deren sexuellen Übergriffen wehrlos ausgeliefert. Oft genug sind dadurch Kinder entstanden, die auf dem eigenen Friedhof des Klosters "entsorgt" wurden. An solchen Stellen möchte man am liebsten in das Buch kriechen und alle retten. Als durch einen "Zufall" Fiona, Cindy und Rose dann endlich die Flucht gelingt war ich richtiggehend erleichtert, doch auch das Leben in Freiheit wird ihnen nichts schenken. Das man den Werdegang der Freundinnen dann noch so ausführlich begleiten kann, das hat mir sehr gut gefallen. Man möchte einfach, das sie glücklich werden und ihr weiteres Leben so genießen können, wie sie es verdient haben. Die Autorin hat einen sehr ansprechenden und gut zu lesenden Schreibstil. Sie hat die Atmosphäre der damaligen Zeit düster und beklemmend rübergebracht und die Kapitel zu Anfang, in denen man Fiona, Cindy und Rose vor dem Klosteraufenthalt kennenlernt, haben mir die Drei sehr nah ans Herz gebracht. Einer für alle, alle für einen, genau dieser Spruch passt haargenau zu den Freundinnen. 
✿ Fazit ✿ 
Ein Historischer Roman der sehr lesenswert ist, wenn man sich u.a. für die Geschichte Irlands interessiert und wo man beim Lesen das ein oder andere Taschentuch in Reichweite haben sollte.