Der Schein muss gewahrt werden
Bewertet mit 4 Sternen
1983 steht die Konfirmation des Erzählers Daniel Hormann bevor, außerdem freut er sich auf den anstehenden Schüleraustausch. Doch dann bekommt er zufällig mit, dass seine Eltern kurz vor der Pleite stehen und seine materiellen Wünsche wohl nicht erfüllbar sind.
Die Atmosphäre der 1980er Jahre in einer Kleinstadt in der BRD wird sehr authentisch anhand vieler kleiner Details vermittelt. Die Musik, Fernsehshows, Autos und Kleidung und natürlich der Wunsch, nach außen den Schein zu wahren. Darin sind Daniels Eltern wahre Meister. Obwohl ihnen buchstäblich das Wasser bis zum Hals steht, ignorieren sie ihre finanzielle Situation hartnäckig. Selbst die Großmütter sollen nicht mitbekommen, wie es wirklich um sie steht. In einem weiten Bogen zurück in die Vergangenheit geht es auch um deren Geschichte, das Kennenlernen der Eltern und schließlich die unaufhaltsame Abwärtsspirale. Fern jeder Realität weigern sich Daniels Eltern aber, sich mit den Gegebenheiten abzufinden.
Anders als die mir bisher bekannten Kriminalromane des Autors handelt es sich hier um eine Familiengeschichte. Trotz der zeitlichen Sprünge lässt sich der autofiktionale Roman sehr gut lesen und weckt Erinnerungen an die 1980er Jahre. Insbesondere, dass um jeden Preis der Schein gewahrt werden musste und Wohlstandssymbole sehr wichtig waren.
„Bis die Sonne scheint“ ist kein Wohlfühlroman, aber eine durchaus realistische Familiengeschichte mit tragischen, aber auch humorvollen Elementen.