Der Schimmel – das Tüpfelchen auf dem I!
Bewertet mit 5 Sternen
Drei Nonnen, deren jüngste, Schwester Madeleine, etwas über 70 ist, leben in einem alten Kloster im Burgund, weitab von der Zivilisation, wie Lou sie kennt: Luise Provost, Schwester Madeleines Nichte, die aus der Pariser Banlieue stammt, wird von einem Gericht in Grigny (Essonne) zu einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten auf Bewährung verurteilt. Die Bewährungsauflage: 12 Wochen in einem Kloster zu leben und am dortigen Alltag teilzunehmen.
Wie die unterschiedlichen Welten – die Nonnen mit ihrem Klosteralltag mit Käserei und Kräutergarten und die junge Frau, die zuvor normalerweise zu einer Zeit zu frühstücken pflegte, wenn im Kloster das Abendessen gegessen war – zusammenkommen und wie Lou ihre Auflage auf höchst eigentümliche Weise erfüllt, das erzählt Thomas Montassers Roman. Orte der Handlung sind u. a. das Kloster im Burgund, die Stadt Grigny, nicht weit von Paris, mit ihren außen hässlichen, innen teils gewählt eingerichteten Wohnblocks und Gebäuden und das Ritz in Paris. Christen (teils recht unkonventionell), Muslime, Musikmanager, Mitglieder der Halbwelt der Stadt, Angestellte des Ritz – Menschen verschiedensten Alters und unterschiedlichster Herkunft und Lebensweise werden zusammengewürfelt und vertragen sich problemlos, alles zusammengefügt von einer sensationellen Musikkarriere der drei Schwestern, die mit ihrem Rock sogar die Pin-Up-Funk-Band La Merde in den Schatten stellen und Kirchenlieder, sofern sie solche singen, im Stil von Nirvana vortragen. Probleme, die einzelne Personen mit sich herumschleppen, sind mehr deren Hintergrund und werden nicht ausführlich thematisiert.
Realistisch ist die Geschichte nicht – Thomas Montasser erzählt gekonnt und humorvoll, dabei nie platt, einfach ein schönes Märchen mit Anklängen an die Realität. Wer wissen will, was der Titel dieser Rezension bedeutet, dem sei die Lektüre des Buchs empfohlen.