Rezension

Der schmale Grat zwischen Anpassung und Man-selbst-Bleiben

Fangirl - Rainbow Rowell

Fangirl
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 4.5 Sternen

Fangirl war mein erstes Buch von Rainbow Rowell und ich war wirklich gespannt, da ich schon so viel über den besonderen Stil der Autorin gehört habe. Ich habe das Buch auf englisch gelesen und mochte den sanften Schreibstil wirklich sehr. Allerdings kann ich keine Aussage darüber treffen, wie gut die Übersetzung ist.
Die Charaktere sind wirklich wunderbar detailliert erschaffen und jeder für sich ist eine ganz eigene Persönlichkeit mit Besonderheiten, Ecken und Kanten, Vorlieben und Launen.

Cath ist auf keinen Fall eine klassische Protagonistin, was mir nur umso besser gefallen hat. Sie ist lieber für sich, liebt die Romanreihe um Simon Snow und schreibt selbst voller Leidenschaft Fanfictions darüber. Sie ist Teil eines Zwillingspaares und hat ihr ganzes bisheriges Leben mit ihrer Schwester Wren verbracht. Doch Wren möchte nun mit dem Collegestart ein "eigenes" Leben aufbauen und nicht mehr nur Teil eines Paares sein. Dadurch muss sich auch Cath damit auseinander setzen, wer sie wirklich ist und was sie vom Leben erwartet.

">>Look at you. You've got your shit together, you're not scared of anything. I'm scared of everything. And I'm crazy. Like maybe you think I'm a little crazy, but I only ever let people see the tip of my crazy iceberg. Underneath this veneer of slightly crazy and socially inept, I'm a complete desaster.<<"

Neben Cath lernt man auch ihre Schwester Wren immer besser kennen. Obwohl die beiden Zwillinge sind, haben sie dennoch komplett andere Vorstellungen davon, wie ihr Leben in Zukunft aussehen sollte und gehen auch das College-Leben ganz anders an. Zu Beginn war mir Wren sogar unsympathisch, doch mit der Zeit kann man hinter ihre Fassade schauen und ich konnte mich besser in sie hinein versetzen.
Weiterhin spielen Caths Mitbewohnerin Regan und ihr Freund Levi eine große Rolle. Regan ist mir mit ihrer selbstbewussten Art immer mehr ans Herz gewachsen und ich würde mir wirklich ein Buch aus ihrer Sicht wünschen. Ich denke, dass sie wirklich sehr unterhaltsame Gedanken und Meinungen hat.
Levi hingegen ist einfach süß. Für mich entspricht er gewissermaßen dem netten Jungen von nebenan. Er ist immer hilfsbereit und ich mochte es sehr, wie er mit Cath geredet hat. Er hat sie nie verurteilt und immer versucht Verständnis für sie aufzubringen. Die Gespräche der beiden waren aber nicht nur ernst, sondern wirklich unterhaltsam und voller Witz und Charme. Doch besonders hat mir gefallen, dass auch Levi nicht ohne Fehler ist, was ihn nur noch authentischer gemacht hat.

"Levi's kisses were all taking, like he was drawing something out of her with soft little jabs of his chin."

Spannend fand ich, dass das Schreiben als solches eine große Rolle spielt. So schreibt Cath Fanfictions und macht sich viele Gedanken darüber. Doch sie belegt auch einen Kreatives Schreiben Kurs am College und muss hierfür ganz andere Texte verfassen. Ich fand Caths Gedanken zum Thema Schreiben und Literatur wirklich interessant.
Die Fanfiction bzw. allgemein die Bücher um Simon Snow spielen eine große Rolle in dem buch und nach jedem Kapitel gibt es Einzelne Szenen aus einem der beiden zu lesen. Zunächst hat mich das immer wieder etwas im Lesefluss behindert, doch mit der Zeit fand ich diese Einschübe wirklich spannend. Das Spinoff Buch über Simon Snow wartet bereits bei mir im Regal und ich freue mich wirklich darauf, auch wenn hier die Meinungen stark auseinander gehen. Ja, ich habe bereits in "Fangirl" viele Parallelen zu Harry Potter gesehen, doch mich hat das nicht sonderlich gestört. Vielmehr fand ich es interessant, wie die Autorin bekannte Elemente mit eigenen verknüpft hat.

">>Just ... isn't giving up allowed sometimes? Isn't it okay to say, 'This really hurts, so I'm going to stop trying'?<<
>>It sets a dangerous precedent.<<
>>For avoiding pain?<<
>>For avoiding life.<<"

Mich konnte das Buch wirklich gut unterhalten, wenn es auch ein paar kleinere Längen gab. Insgesamt ist die Geschichte recht ruhig und sanft und zielt eher darauf ab, zum Nachdenken anzuregen als mit Action und Spannung zu überzeugen. Es gibt humorvolle, romantische, ernste und traurige Passagen und man kann einfach so gut mit Cath mitfühlen. Das Buch ist definitiv nicht laut, sonder überzeugt durch sanfte Töne, Untertöne und die Botschaften zwischen den Zeilen. Der Schreibstil ist wirklich etwas ganz besonderes.

Fazit: Mein ersten Buch von Rainbow Rowell konnte mich mit einzigartigen, authentischen Charakteren, die mit Problemen des alltäglichen Lebens kämpfen, komplett überzeugen.