Der schöne Schein trügt
Bewertet mit 5 Sternen
Dieses Buch erzählt die Geschichte einer chinesisch-amerikanischen Familie. Von außen betrachtet eine Bilderbuchfamilie, aber im Inneren brodelt es gewaltig. Der Vater, Kind chinesischer Einwanderer und Wissenschaftler an der Universität. Er versucht möglichst unauffällig zu leben und jeglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Wohingegen die Mutter eine durch und durch amerikanische Frau - selbstbestimmt und zielstrebig ist. Sie bricht ihr Medizinstudium ab um sich ganz der Erziehung der drei Kinder zu widmen. Eine heile Welt - bis eines Tages Lydia, die älteste Tochter verschwand. Sie war ein strebsames, ehrgeiziges und nach der Meinung der Mutter glückliches Mädchen. Sie sollte weiterführen was ihrer Mutter verwehrt blieb und Ärztin werden. Statt dessen zieht man wenige Tage nach dem Verschwinden ihre Leiche aus dem See in der Nähe des elterlichen Hauses.
Celeste NG schreibt mit großem Einfühlungsvermögen über die Verletzungen innerhalb der Familie, die bereits lange vor dem Tod der Tochter ihren Anfang genommen haben. Begonnen hat alles mit James Ausgrenzung und seinem unbedingten Willen zur Anpassung. Marilyns Kampf gegen Rollenklischees kommt gut beim Leser an. Immer wieder versucht sie auszubrechen, aber wird dann doch zu einem harten Kurswechsel gezwungen.
In diesem Roman steht nicht die mittelmäßige Kriminalgeschichte im Vordergrund, sondern vor allem geht es um die psychologischen Hintergründe und Zusammenhänge. Es geht um enttäuschte Erwartungen, Alltagsrassismus und um das Schweigen darüber.
Das Schweigen über Gedanken und Gefühle ist dass wohl auch Schuld daran, dass sie die ältere Tochter nicht gehört haben. Der Schrei nach Hilfe verhallt stumm.
Es handelt sich bei diesem Roman um eine tragische Familiengeschichte, welche beklemmend und schmerzhaft an den Leser herangetragen wird. Eindringlich und vielschichtig erzählt gehört dieses Buch zu den lesenswerten Büchern. Absolut empfehlenswert.