Rezension

Der siebte Fall von Vidalis

Blutgott - Veit Etzold

Blutgott
von Veit Etzold

Bewertet mit 5 Sternen

Ein fieser Cliffhanger zum Ende lässt auf viel Spannung hoffen. Veit Etzold schreibt ja nie "sensibel", aber hier komme ich auch an meine Grenzen des Ertragbaren, muss man "mögen". Sonst eher Finger weg! Die Thematik zur Strafmündigkeit hat mich schockiert.

Das Team des LKA Berlin um die Ermittlerin Clara Vidalis wird zu einem grausamen Tatort gerufen. Eine junge Frau wurde brutal in ihrem Zugabteil getötet. Während Clara und ihr Team nach den Hintergründen suchen wird ein Verdächtiger festgenommen. Das Perfide an dieser Tat – der Täter ist unter 14 Jahren, sprich, er kann in Deutschland nicht verurteilt werden für seine Tat. Im Internet ruft der „Blutgott“ zu neuen Taten auf die überraschen, die ihn huldigen sollen, die neu sein müssen….

Ich liebe die Reihe rund um die Ermittlerin Clara Vidalis. Mit dem Buch „Blutgott“ ist der 7.te Band um das LKA Team in Berlin erschienen.

Vorweg möchte ich eines sagen – für sensible Leute ist die Reihe wohl nicht leicht zu ertragen. Und ich hatte mit diesem Buch auch so meine Probleme, musste es hin und wieder auf die Seite legen.

Der Schreibstil ist wie gewohnt spannend, baut gekonnt seinen Bogen auf, er geht ans Eingemachte und lässt einen doch nicht los.

Wenn man eine Reihe verfolgt dann wachsen einem auch die Protagonisten ans Herz. Man ist bei ihren Entscheidungen dabei, wenn sich Wege kreuzen oder trennen, man wächst mit ihnen, erleidet die Rückschläge, es ist auch hier, trotz heftiger Themen, immer wieder ein „Heim kommen“ und sich freuen wieder mit den Protagonisten einen neuen Fall lösen zu dürfen.

Ich würde behaupten dass Clara Vidalis und ihr Team schon einige kranke Typen am jagen waren, aber der „Blutgott“ übersteigt, in meinen Augen alles bisher da gewesene. Hier werden die Medien, gerade die Sozialen, auch das Dark Web, stark mit eingebunden. Es hat vieles seine Vorteile, aber ebenso gibt es genügend Nachteile die der Autor gekonnt, ohne Panik schüren zu wollen, aufzeigt. Auch dass viele Eltern heute gar nicht mehr genau wissen was ihre Kinder im Netz machen, wo sie surfen und unterwegs sind, was sie hören und sehen. Dass aber auch die Politik und die Konzerne mit den Kontrollen sehr nachlässig sind.

Die Fälle die der Blutgott verüben lässt, die gehen wirklich an die Substanz, anders kann ich es nicht sagen. Nebenher etwas essen würde ich bei diesem Buch nicht empfehlen. Und doch trifft der Blutgott, durch seine Recherchen, auf die richtigen Kinder, die sich von ihm bedingungslos anstacheln lassen und wenn das nicht wirkt dann erpresst er sie mit gewissen Dingen. Ein absolut perfider und gnadenloser Kerl.

Wer jetzt meint dass der Autor hier eine Schlacht in den Vordergrund rückt und alles andere ohne Sinn und Verstand von Statten geht, der täuscht. Denn der Autor wirft hier eine ganz gezielte Frage auf – was ist wenn Kinder, die noch nicht strafmündig sind, grausame Mobs oder Morde begehen? Wie kann da die Polizei, die Ermittler, die Gerichte dagegen vorgehen? Was ist heute schon Realität? Und wohin könnte dies führen? Wie sieht es in anderen, europäischen Ländern aus? Und alleine diese ganze Tatsache verursacht eine ganz gewaltige Gänsehaut und lässt einem hier und da das Blut in den Adern gefrieren.

Das Ende war nicht so wie ich es erwartet habe, es hat mit überrascht, geschockt und endet mit einem ganz fiesen Cliffhanger und ja…ich bin sowas von gespannt, mehr möchte ich auch nicht dazu sagen. Wer wirklich knallharte Thriller sucht mit sympathischen Ermittlern und Tätern die vieles übersteigen was man sich selbst nicht ausdenken kann – der ist mit Veit Etzold auf jeden Fall bedient. Und trotzdem schafft der Autor immer die knallharte Realität hineinfliessen zu lassen, ein großer Pluspunkt von meiner Seite aus und eine Leseempfehlung.