Rezension

Der Sommer, in dem Aurora verschwand

Bis ihr sie findet - Gytha Lodge

Bis ihr sie findet
von Gytha Lodge

Bewertet mit 5 Sternen

Sommer 1983, es ist heiß in Südengland, als die kleine Clique Jugendlicher beschließt, im Wald zu campen. Dieses Mal ist auch die vierzehnjährige Aurora mit dabei, sehr zum Leidwesen ihrer großen Schwester Topaz. Doch Aurora kann es kaum fassen, zu dieser In-Clique der Schule zu gehören, denn sie alle sind jung, schön und wild und werden an der Schule bewundert. Als die Jugendlichen am nächsten Morgen nach nächtlichen Alkohol und Drogenexzessen erwachen, fehlt von Aurora jede Spur. Bis heute.
Denn bei einem Spiel im Wald wird das Skelett eines Menschen entdeckt. Chief Inspector Jonah Sheens hat nur einen Gedanken: endlich haben sie Aurora gefunden. Aurora, die verschwand, als er gerade bei der Polizei angefangen hatte. Das Mädchen und dessen Schicksal er bis heute nicht vergessen konnte. Fast dreißig Jahre später gilt es nun herauszufinden, was damals wirklich geschah.

Meine Meinung

Immer wieder aufs Neue faszinieren mich solche Geschichte, deren Geheimnisse in weiter Vergangenheit liegen und so war ich schon sehr neugierig auf “Bis ihr sie findet”.
Das Cover wirkt düster und machte schon die erste Gänsehaut, passt aber hier auch sehr gut zu der Geschichte.
Schon der Einstieg gelingt des sehr fesselnden und auch atmosphärischen Schreibstils der Autorin. Mit vielen Rückblicken, zum Teil aus Auroras Sicht, und ständigen Perspektiv-wechseln wird der Leser hier immer mehr in die Geschichte gezogen.
Diese Geschichte ist absolut spannend, denn hier scheint es einfach möglich, dass jeder etwas mit dem Geschehen im Jahr 1983 zu tun hatte. Dass es auch so viele Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens gar nicht so leicht ist, neue Ermittlungen aufleben zu lassen, macht die Geschichte noch ein wenig interessanter. Auch der Aspekt, dass der heutige Chief Inspector damals ein junger Mann war, der das verschwundene Mädchen persönlich kannte, bringt noch etwas besonderes.
Dieses Buch bleibt über weite Strecken eher ruhig und das Tempo steigert sich nur sehr langsam. Erst zum Ende hin gibt es einen regelrechten Showdown, bei dem die Autorin die Spannungsschraube anzieht. Doch genau dieses ruhige Tempo macht die Geschichte intensiver. Man kommt den Personen deutlich näher und wird zu einem Beobachter, der nach und nach so ziemlich an jedem der Charaktere zweifelt. Hier ist definitiv alles möglich und jede/jeder hat etwas, dass sie oder ihn verdächtig macht. Also auch Thrillerleser, die wenig wert auf bluttriefende Seiten legen, bekommen hier einen sehr atmosphärischen Thriller.
Im Vordergrund der Geschichte steht unter anderem der Chief Inspector Jonah Sheens, der schon damals bei den Ermittlungen nach Auroras Verschwinden dabei war. Aber die Clique der damals Jugendlichen, die auch heute noch untereinander Kontakt halten, spielen entscheidene Rollen. Als Leser beobachtet man die unterschiedlichsten Persönlichkeiten, stellt bei jedem davon Theorien auf und so wirklich kommt man nicht dahinter, was damals mit Aurora geschehen ist. Die Charaktere sind auf jeden Fall äußerst facettenreich beschrieben und bekommen auch dementsprechend viel Tiefe.

Mein Fazit

Ein sehr unaufgeregter Thriller, der mit seiner besonderen Atmosphäre und den wirklich gelungen gezeichneten Charakteren ein wahrer Pageturner wird. Man fiebert mit, man rätselt mit und immer wieder bekommt man neue Aspekte zum damaligen Geschehen geliefert, die neue Rätsel aufkommen lassen. Dieses Buch hat mir spannende Lesestunden beschert, bei dem mir das Schicksal der jungen Aurora sehr zu Herzen ging. Absolut lesenswert.